FRANKFURT (Dow Jones)--Erneuter Abgabedruck sucht die Börsen Europas am Donnerstag heim. Der DAX bricht zwischenzeitlich sogar durch die 15.500er-Marke. Die Vorlagen von der Wall Street und aus Asien sind negativ. "Die Sorgen vor dem Giftcocktail für die Börsen sind hoch", sagt ein Händler. Denn das Wirtschaftswachstum schwäche sich ab, während gleichzeitig die Inflation explodiere und die Zinsen stiegen. Damit seien die Gewinnmargen der Unternehmen nach oben gekappt, ebenso die Aktienbewertung. Der DAX fällt um 0,5 Prozent auf 15.539 Punkte. Im Tagestief hatte der Index schon bei 15.454 Punkten gelegen. Der Euro-Stoxx-50 reduziert sich um 0,5 Prozent auf 4.158 Punkte.

Frische Daten zum US-Wachstum gab es vom Beige Book der US-Notenbank am Vorabend; es sieht ein geringeres Wachstumstempo in einigen US-Regionen. Aus China kamen dazu am Morgen die Erzeugerpreise aus der Industrie. Sie sprangen deutlich stärker als befürchtet um 9,5 Prozent zum Vorjahr an. Die Preise der industriellen Kunden benötigen in der Regel mehrere Monate, um bis zu den Verbrauchern durchzudringen.


   Stellennachfrage in USA auf Allzeithoch 

Gleichzeitig Sorgen macht man sich über Lohndruck in den USA, der sich in den Arbeitsmarktdaten der kommenden Monate zeigen und die US-Notenbank zum Handeln zwingen könnte. Denn die schwachen US-Daten von vergangener Woche waren lediglich eine Folge der noch vorhandenen Sonder-Arbeitslosenhilfen. Zwar dürften sich Millionen Amerikaner nach ihrem Auslaufen nun im September auf Arbeitssuche machen - jedoch reicht dies nicht, um den Bedarf zu decken: Der am Vortag veröffentlichte JOLTS-Report sprang in den USA im Juli auf ein Allzeithoch und zeigte 10,9 Millionen offene Stellen. Dem standen aber nur 8,7 Millionen Arbeitslose gegenüber, betont Edward Moya von Oanda.


   Keine Taten von EZB erwartet 

Haupttermin in Europa ist die Europäische Zentralbank (EZB). Hier werden am Mittag Aussagen zu ihren Plänen zu einem Rückfahren der Anleihekäufe erwartet. Allerdings erwarten viele Marktteilnehmer "nur die nötigsten Lippenbekenntnisse". Der Inflationsanstieg dürfte weiter ignoriert werden, um die Staatsfinanzierung nicht durch höhere Zinsen zu gefährden. Minimale Tapering-Schritte dürften nicht vor Jahresende starten, so die Erwartung am Markt.

Bei BNY Mellon erwarten die Strategen nur "symbolische Schritte". Professionelle Marktteilnehmer gehen derweil von weiter steigenden Marktrenditen aus, was Druck auf die Aktienmärkte auslösen dürfte.


   Fast alle Branchen schwach 

Die meisten Branchen notieren in Europa im Minus. Besonders schwach mit minus 1,5 Prozent zeigen sich die Reisewerte. Im DAX geben Bayer mit 3,3 Prozent und Continental mit 2,5 Prozent am stärksten nach. "Die strengeren Vorschriften für den Einsatz von Glyphosat führen zu Verkaufsdruck", so ein Händler mit Blick auf Bayer. Mit der Pflanzenschutzanwendungsverordnung sei der Einsatz in Deutschland am Mittwoch stark eingeschränkt worden.

Die Suche nach so genannten sicheren Häfen rückt trotz der Tapering-Diskussionen die Versorger in den Blick. An der Wall Street tendierten sie gegen die Tendenz des Marktes sehr fest. Im DAX könnten zudem Eon vom Netzausbau profitieren und RWE von Berichten über den Einstieg eines aktivistischen Investors. Eon verlieren nach einem Plus zu Handelsbeginn 0,5 Prozent, RWE steigen dagegen um 0,4 Prozent.

Um weitere 3,8 Prozent aufwärts geht es bei SFC Energy. Nachdem der Brennstoffzellen-Hersteller im Wochenverlauf eine große Kooperation in Indien vermelden konnte, kommt nun noch der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte aus den USA dazu. Dort wurden 600 EFOY-Brennstoffzellen bestellt.

Merck KGaA legen um 2,3 Prozent zu. Hier werden vom Kapitalmarkttag neue Impulse erhofft. Merck hat die Prognose für den Bereich Life Sciences etwas nach oben genommen.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.157,62      -0,5%      -19,53         +17,0% 
Stoxx-50                3.567,40      -0,5%      -17,61         +14,8% 
DAX                    15.538,87      -0,5%      -71,41         +13,3% 
MDAX                   35.916,84      -0,1%      -27,21         +16,6% 
TecDAX                  3.927,92      -0,2%       -8,27         +22,3% 
SDAX                   16.898,69      -0,3%      -51,87         +14,5% 
FTSE                    7.039,05      -0,8%      -56,48          +9,8% 
CAC                     6.649,53      -0,3%      -19,36         +19,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,32                  +0,01          +0,25 
US-Zehnjahresrendite        1,33                  -0,02          +0,41 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %     Do,8:02  Mi, 17.25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1823      +0,0%      1,1812         1,1815   -3,2% 
EUR/JPY                   130,04      -0,2%      130,11         130,40   +3,1% 
EUR/CHF                   1,0876      -0,2%      1,0874         1,0898   +0,6% 
EUR/GBP                   0,8579      -0,0%      0,8587         0,8594   -3,9% 
USD/JPY                   109,99      -0,3%      110,13         110,36   +6,5% 
GBP/USD                   1,3781      +0,1%      1,3758         1,3746   +0,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,4592      +0,0%      6,4611         6,4603   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                46.222,76      +0,3%   46.356,01      46.061,26  +59,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  69,33      69,30       +0,0%           0,03  +44,4% 
Brent/ICE                  72,66      72,60       +0,1%           0,06  +42,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.790,52   1.789,20       +0,1%          +1,32   -5,7% 
Silber (Spot)              23,96      23,93       +0,1%          +0,03   -9,2% 
Platin (Spot)             981,83     984,43       -0,3%          -2,60   -8,3% 
Kupfer-Future               4,28       4,23       +1,1%          +0,05  +21,3% 
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September 09, 2021 03:37 ET (07:37 GMT)