Zürich (awp) - Der weltgrösste Schokoladenproduzent Barry Callebaut (BC) hat in den ersten neun Monaten seines Geschäftsjahres (per Ende Mai) weniger Schokolade verkauft. Das Verkaufsvolumen nahm gegenüber der Vorjahresperiode um 2,7 Prozent auf 1,7 Millionen Tonnen ab, wie einer Mitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist.

Für das Minus hat in erster Linie das wichtige Standbein Schokolade gesorgt. In diesem Segment ging das Volumen um 3,7 Prozent zurück, wie es in dem Communiqué heisst. Die Verantwortlichen begründen den Rückgang unter anderem mit einer inflationsbedingt tieferen Kundennachfrage.

Regional entwickelten sich das Geschäft jedoch unterschiedlich. Zwar ging das Volumen in allen Regionen über die gesamte Zeitspanne betrachtet zurück, im dritten Quartal (von März bis Mai) habe es sich allerdings zumindest in den Regionen Europa, naher Osten und Afrika (EMEA) sowie Nord-, Mittel- und Südamerika (Americas) wieder stabilisiert.

Anders sah es in der Region Asien und Pazifik aus: Dort habe die sogenannte Shrinkflation im dritten Quartal dafür gesorgt, dass die Volumen zurückgingen. Die Lebensmittelhersteller, die von BC beliefert werden, haben also Packungen verkleinert, um ihre Produkte trotz inflationsbedingter Preissteigerungen zum gleichen Preis anzubieten.

Dank dieser Methode greifen die Menschen zwar trotz schmälerer Budgets noch bei den Produkten zu. Für Barry Callebaut bedeuten die kleineren Produktegrössen allerdings weniger Volumen, weil pro Portion auch weniger Schokolade benötigt wird.

Bereinigt liegt Rückgang im Rahmen des Marktes

Barry Callebaut betont in der Mitteilung, dass die Volumen im Rahmen des Marktes geschrumpft wären, wenn man die Volumeneinbussen wegrechnete, die durch die Schliessung einer Schokoladenfabrik im belgischen Wieze nach einem Salmonellenvorfall entstanden sind. Um diesen Effekt bereinigt läge das Minus laut Mitteilung bei 1,5 Prozent - und das entspreche dem zugrundeliegenden Schokoladenmarkt.

Während das Schokoladengeschäft in der Neunmonatsperiode rückläufig war, legte das kleinere Kakaogeschäft, in dem BC Kakaobutter und -pulver verkauft, um 1,7 Prozent zu.

Bei den drei definierten Hauptwachstumstreibern von Barry Callebaut legte im Berichtszeitraum einzig der Bereich Outsourcing, der 35 Prozent des totalen Verkaufsvolumens ausmacht, leicht um 0,7 Prozent zu. In diesem Bereich fertigt BC für andere Firmen Schokoladenprodukte und beliefert unter anderem Weltkonzerne wie Nestlé oder Unilever.

Die Verkaufsvolumen in den Schwellenländern blieb gegenüber dem Vorjahr gleich. Im dritten Schlüsselmarkt Gourmet, in dem BC etwa Restaurants oder Confiseure beliefert und der wegen seiner hohen Margen wichtig ist für die Profitabilität des Unternehmens, gingen die Volumen hingegen um 6,3 Prozent zurück. Hier spricht das Management in der Mitteilung von einem "anspruchsvollen Marktumfeld" und einer hohen Vergleichsbasis.

Umsatz gesteigert

Der Umsatz nahm derweil in Schweizer Franken um 3,6 Prozent auf 6,3 Milliarden Franken zu. In Lokalwährung hätte das Plus sogar bei 8,1 Prozent gelegen. Bei dem Unternehmen gibt der Umsatz allerdings weniger Aufschluss über den Geschäftsverlauf als das Verkaufsvolumen. Denn Barry Callebaut hat ein sogenanntes Cost-Plus-Modell. Das bedeutet, dass das Unternehmen steigende Preise, etwa für Rohstoffe wie Kakao, immer direkt an die Kunden weitergeben kann.

Für das Gesamtjahr bleibt BC derweil für die bereits früher kommunizierte Erwartung zuversichtlich. "In einem anspruchsvollen Marktumfeld streben wir weiterhin ein flaches Volumenwachstum für das Gesamtjahr 2022/23 an", wird der Firmenchef Peter Feld in der Mitteilung zitiert.

Feld will anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen, die dann am 1. November veröffentlicht werden, die Öffentlichkeit informieren über seine Strategie für Barry Callebaut. Dann werde ein "umfassendes strategisches Update" vorgelegt, heisst es. Feld ist erst seit Anfang April im Amt.

tv/ra