MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Medienexperte Boris Schramm hat die deutschen Verlage vor einer überstürzten Digitalisierung nach amerikanischem Vorbild gewarnt. "Digitalisierung, nur weil in den USA digitalisiert wird, das bringt uns nicht weiter", sagte Schramm am Donnerstagabend in München bei der Jahrestagung des Verbands der Zeitschriftenverlage in Bayern. Twitter, AOL <6OL.FSE> und Yahoo seien Beispiele für digitale Marken mit großen Problemen. Im Vergleich zu den USA gelte: "Die Verlage in Deutschland haben ihr Geschäft substanziell besser gemanagt."

Schramm, der die Mediaagentur GroupM leitet, ergänzte: "Nach Google ist das Geschäftsmodell der Verlage immer noch das Beste. Dann kommt erst lange nichts." Der starke Auflagenrückgang der großen Nachrichtenmagazine erwecke bei vielen den falschen Eindruck, Zeitschriften funktionierten nicht mehr. "Alles, was relativ nah am Menschen ist, das funktioniert auch abgedruckt." Dazu gehörten neben Frauenzeitschriften auch viele Titel rund um Wohnen, Garten, Design, Kochen, Psychologie und Wohlbefinden.

Die geschäftsführende Gesellschafterin des Verlags Inspiring Network, Katarzyna Mol-Wolf, sieht vor allem für Special-Interest-Magazine einen weiter wachsenden Markt. Zeitschriften ermöglichten den Lesern, sich zurückzulehnen und sich "auf sich selber zu besinnen und zu schauen: Wo bin ich eigentlich in dieser technologisierten schnellen Welt?", sagte Mol-Wolf./bl/DP/he