(neu: Schlusskurs im 1. Absatz ergänzt)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Ein überraschend gutes Schlussquartal des Online-Autohändlers Auto1 hat am Mittwoch an der Börse nicht überzeugt. Im Gegenteil, nach anfänglichen Kursgewinnen brachen die Papiere auf ein Rekordtief ein. Um bis zu fast 20 Prozent auf knapp unter 9 Euro ging es für den Kurs in der Spitze abwärts, das war der niedrigste Stand seit dem Börsengang vor gut einem Jahr. Am Ende des Xetra-Handels betrug der Abschlag noch gut 12 Prozent.

Das auf den Großhandel spezialisierte Unternehmen plant in diesem Jahr den Verkauf von bis zu rund 30 Prozent mehr Autos als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr schnellte der Umsatz zwar um mehr als zwei Drittel nach oben, Auto1 fährt aber nach wie vor Verluste ein: Der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen versiebenfachte sich. Stark wachsen wollen die Berliner im noch jungen Privatkundensegment. Hierfür müssen sie aber viel Geld investieren.

"Noch nicht profitable Unternehmen stehen in der aktuellen Zinslandschaft nicht unbedingt in der Gunst der Anleger", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die derzeit steigenden Kapitalmarktzinsen drohen die Finanzierung des geplanten Wachstums zu verteuern, was wiederum die Profitabilität belasten dürfte. Daher ging es Molnar zufolge mit dem Aktienkurs zuletzt bergab. "Um hier eine echte Wende herbeizuführen, wäre die Aussicht auf schwarze Zahlen sicherlich hilfreich. Die dürften allerdings noch eine Weile auf sich warten lassen". Bei der Aktie sei "viel Geduld gefragt".

Das Unternehmen war vor gut einem Jahr an die Börse gegangen. Am Tag der Erstnotiz am 4. Februar 2021 markierten die Anteile mit 56,76 Euro ein Rekordhoch, anschließend ging es kontinuierlich abwärts. Wer zum Höchstkurs gekauft und die Papiere gehalten hat, verbucht einen Verlust von mehr als 80 Prozent.

Allein an diesem Mittwoch war das Verlustpotenzial enorm: Vom Tageshoch im frühen Xetra-Handel bei 12,075 Euro bis zum Tief von 8,99 Euro sackte der Kurs um gut ein Viertel ab.

Auch David Reynolds vom Investmenthaus Davy Research wies auf den Zusammenhang von zu finanzierendem Wachstum einerseits und steigenden Zinsen andererseits hin. Dies im Zusammenspiel mit coronabedingten Lieferengpässen hätten "die Risikofreude an den Kapitalmärkten grundsätzlich verändert". Das gelte vor allem für Unternehmen mit einem starken Umsatzwachstum bei gleichzeitig auflaufenden Verlusten wie Auto1. Diese sei geradezu "archetypisch" für Börsengänge derartiger Unternehmen im Coronajahr 2021./bek/edh/jha/

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