Frankfurt (Reuters) - Drohende Verzögerungen bei der Erholung der Wirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie halten Anleger von Engagements an den europäischen Aktienmärkten ab.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Mittwoch um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 13.932,97 beziehungsweise 3647,27 Punkte.

Einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf zufolge wollen Bund und Länder eine Verlängerung des Lockdowns mindestens bis zum 7. März beschließen. Das Augenmerk der Investoren richte sich aber nicht so sehr auf die aktuellen Beschränkungen, sondern auf die schleppenden Massen-Impfungen, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Kommt es hier demnächst nicht zu deutlichen Fortschritten, dürfte die Nervosität am Aktienmarkt wieder entsprechend zunehmen."

Die Aussicht auf frischen Wind für die Weltwirtschaft durch die geplanten zusätzlichen billionenschweren Corona-Staatshilfen in den USA verhinderten aber größere Kursrücksetzer, sagte Anlagestratege Kiran Ganesh von der Bank UBS. An der Wall Street markierte der US-Standardwerteindex Dow Jones den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Er stieg auf bis zu 31.509,87 Punkte, gab seine Gewinne aber rasch wieder ab.

In Großbritannien hievten die Fortschritte bei den Corona-Impfungen das Pfund Sterling auf 1,3866 Dollar, den höchsten Stand seit fast drei Jahren. Ungeklärte Fragen im Verhältnis des Vereinigten Königreich zur EU nach dem Brexit überschatteten die Aussichten für eine Erholung der dortigen Wirtschaft allerdings, warnte Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley.

US-KONJUNKTURPAKET TREIBT ROHSTOFFPREISE

An den Rohstoffmärkten waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Das wichtige Industriemetall Kupfer rückte um gut zwei Prozent vor auf ein Acht-Jahres-Hoch von 8327,50 Dollar je Tonne. In seinem Windschatten gewannen in London die Aktien von Minenbetreibern wie Anglo American, Antofagasta, BHP Billiton, Fresnillo, Glencore oder Rio Tinto bis zu 4,7 Prozent.

Der Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu ein Prozent auf ein 13-Monats-Hoch von 61,69 Dollar je Barrel (159 Liter). Die aktuelle Rally basiere aber allein auf Produktionskürzungen, gab Bjornar Tonhaugen, Chef des Ölgeschäfts beim vom Brokerhaus Rystad, zu bedenken. "Die Nachfrage hat sich noch nicht erholt."

Parallel dazu verteuerte sich Gold ähnlich stark auf 1855 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Spekulationen auf eine anziehende Inflation, vor allem durch das US-Konjunkturpaket, trieben Investoren zum Kauf des Edelmetalls, sagte Analyst Peter Fertig vom Analysehaus Quantitative Commodity Research. Platin legte in der Spitze 6,4 Prozent zu und war mit 1250 Dollar so teuer wie zuletzt vor sechs Jahren. Das unter anderem in Katalysatoren verwendete Edelmetall profitiere vor der Aussicht auf eine steigende Nachfrage, fügte Fertig hinzu.

OPERATIVER GEWINN MACHT THYSSEN-ANLEGERN MUT

Am deutschen Aktienmarkt gehörte Thyssenkrupp zu den Favoriten. Die Titel des Industriekonzerns stiegen nach überraschend starken Geschäftszahlen um 6,4 Prozent auf 10,58 Euro. "Die operativen Einheiten haben in diesem Quartal einen Betriebsgewinn erzielt", sagte ein Börsianer. "Ich kann mich fast nicht erinnern, wann wir das zuletzt gesehen haben."

Die Papiere von Twitter kletterten an der Wall Street sogar um fast 16 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 69,25 Dollar, obwohl der Kurznachrichtendienst vor einem schwächeren Kundenwachstum warnte. Weil aber das Quartalsergebnis über den Markterwartungen liege und steigende Werbeumsätze zu erwarten seien, sähen Investoren darüber hinweg, sagten Börsianer.