FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte sind am Donnerstag deutlich im Plus gestartet. So notiert der DAX 2,2 Prozent höher bei 14.280 Punkten, der Euro-Stoxx-50 steigt um 2 Prozent auf 3.799 Zähler. Den Auslöser für die Erleichterungsrally lieferte am Vorabend die US-Notenbank, die die Leitzinsen wie erwartet um 50 Basispunkte angehoben hat. Erhöhungen von 75 Basispunkten, wie im Vorfeld für diese oder die nächste Sitzung teilweise erwartet, werden derweil nicht erwogen. "75 Basispunkte sind vom Tisch", so ein Händler. Sie seien auch für die kommenden Sitzungen nicht thematisiert worden. Der Markt setze nun auf ein "Soft-Landing-Szenario", auch wenn es hier weiterhin skeptische Stimmen gibt.

Impulse für die Einzelwerte liefert die Berichtssaison. Am Mittag steht die Bank of England im Fokus, die ebenfalls die Leitzinsen um 50 Basispunkte anheben dürfte. Ex Dividende werden die DAX-Titel Allianz und Hannover Rück gehandelt.

Für etwas Ernüchterung sorgt derweil der Blick nach China, dort hat sich die Geschäftsaktivität der Dienstleister im April weiter verlangsamt. Der von Caixin Media Co und dem Researchhaus Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Servicesektor fiel auf 36,2 (März: 42,0) Punkte. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Pandemie im Februar 2020. Die Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus belastete die Kundennachfrage stark.


   Die Fed klotzt 

Die Fed kleckert nicht, sondern klotzt, lautet die Einschätzung von Thomas Gitzel, Chief Economist bei der VP Bank. Laut Fed-Chef Jerome Powell ist die Inflation viel zu hoch und der Arbeitsmarkt zu eng. Die US-Notenbank hebt darum nicht nur den Leitzins um 50 Basispunkte an, sondern beginnt auch mit dem Bilanzsummenabbau. Der Bestand an Staats- und Hypothekenanleihen soll ab Juni zunächst monatlich um 30 bzw. 17,5 Milliarden US-Dollar reduziert werden. Nach drei Monaten wird der Bilanzsummenabbau dann auf die bereits kommunizierte monatliche Summe von 95 Milliarden erhöht. 60 Milliarden Dollar entfallen dann auf den Bestand von US-Staatstiteln und 35 Milliarden Dollar auf hypothekenbesicherte Anleihen.

Laut Powell lägen für die nächsten Notenbanksitzungen Zinserhöhungen von 50 Basispunkten auf dem Tisch. Die US-Wirtschaft sei stark genug, um mit den höheren Zinsen umgehen zu können. An den Finanzmärkten scheint man derweil froh zu sein, dass die Fed nicht einen noch aggressiveren Kurs verkündet hat. Der Dollar gibt etwas nach, die Renditen fallen und die Aktienmärkte legen zu. Der geldpolitische Staffelstab gehe nun an die EZB über. Die europäischen Währungshüter sollten nun die Vorgaben aus Washington aufnehmen und ebenfalls handeln, heißt es am Markt.


   Airbus heben ab 

Erneut gibt es eine Flut an Unternehmenszahlen. Für die Aktie von Airbus geht es um knapp 8 Prozent nach oben. Die Zahlen liegen alle deutlich über den Erwartungen. Die wichtigste Nachricht nach Einschätzung der Citigroup ist aber die geplante Produktionsausweitung des A320 auf 75 Maschinen pro Jahr bis 2025 von bislang 65. Laut dem Modell der Analysten erhöht sich das Kursziel für die Aktie jeweils um 2 Euro mit jeder Produktionsausweitung um eine Einheit. Die Citigroup geht davon aus, dass das Papier sehr positiv auf den Nachrichtenmix reagieren wird.

"Zahlen und Ausblick sind schwach", so ein Marktteilnehmer zu den Zahlen von Zalando (-1,4%). Im Gesamtjahr werden die meisten Kennziffern nun nur noch am unteren Rand der bisherigen Prognose erwartet. Im Ergebnis nach Steuern sei ein deutlicher Verlust von 61,3 Millionen Euro angefallen, erwartet worden war ein geringer Gewinn von 1,6 Millionen.

BMW (+2,0%) hat im ersten Quartal trotz deutlich geringerer Autoverkäufe sowohl den Umsatz als auch den Gewinn gesteigert und den Ausblick trotz höherer Risiken bestätigt. Für das Gesamtjahr rechnet der Münchener Konzern trotz immer weiter steigenden Energiekosten und Preise für Vormaterialen weiterhin damit, im Autogeschäft eine Rendite von 7 bis 9 Prozent zu erreichen.


   Zahlen auch aus Europa 

Für die Aktie von Arcelormittal geht es um knapp 4,2 Prozent nach oben. Positiv kommen die Zahlen zum ersten Quartal an, die nach Aussage der Jefferies-Analysten beim EBITDA 11 Prozent über dem Konsens ausgefallen sind. Alle Sparten der Stahlerzeugung hätten die Erwartungen übertroffen, nur Seaborne Iron Ore blieb leicht hinter den Erwartungen zurück. Der vierteljährliche FCF von 1,5 Milliarden Dollar war ebenfalls besser als prognostiziert, was zu einem deutlich besseren Schuldenabbau führte.

Die operativen Ergebnisse von Enel (+0,1%) sind nach Einschätzung der Citigroup im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Beunruhigt zeigt sich die Citigroup über den rasant wachsenden Schuldenberg des Versorgers. Dieser sei innerhalb von nur drei Monaten um 6,7 Milliarden auf über 59 Milliarden Euro gestiegen.

Air France sind mit Aufschlägen von 4,7 Prozent gestartet. Der operative Verlust im ersten Quartal ist mit 350 Millionen Euro klar unter der Konsensschätzung von minus 580 Millionen geblieben. Dies ist laut der Citigroup zum einen auf besser als erwartete Umsätze wie auch eine gute Kostenkontrolle zurückzuführen. Die Airline geht von einer Auslastung von 80 bis 85 Prozent im zweiten Quartal im Vergleich zu Pre-Covid-Zeiten aus.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.790,40      +1,8%         65,41         -11,8% 
Stoxx-50                3.701,38      +1,4%         49,51          -3,1% 
DAX                    14.234,46      +1,9%        263,64         -10,4% 
MDAX                   30.107,47      +1,4%        411,10         -14,3% 
TecDAX                  3.127,10      +2,0%         61,99         -20,2% 
SDAX                   13.863,14      +1,4%        192,28         -15,5% 
FTSE                    7.591,45      +1,3%         98,00          +1,5% 
CAC                     6.519,23      +1,9%        123,55          -8,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,99                    +0,02          +1,17 
US-Zehnjahresrendite        2,96                    +0,03          +1,45 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 8:16 Uhr  Mi, 17:03 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0592      -0,3%        1,0612         1,0545   -6,9% 
EUR/JPY                   137,44      +0,1%        137,31         137,08   +5,0% 
EUR/CHF                   1,0349      +0,1%        1,0338         1,0363   -0,3% 
EUR/GBP                   0,8450      +0,5%        0,8449         0,8438   +0,6% 
USD/JPY                   129,74      +0,4%        129,36         129,98  +12,7% 
GBP/USD                   1,2533      -0,8%        1,2561         1,2496   -7,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,6488      +0,5%        6,6361         6,6574   +4,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                39.608,72      -0,3%     39.656,76      38.772,94  -14,3% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 107,71     107,81         -0,1%          -0,10  +46,8% 
Brent/ICE                 110,53     110,14         +0,4%           0,39  +45,3% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.895,47   1.881,21         +0,8%         +14,26   +3,6% 
Silber (Spot)              23,05      22,98         +0,3%          +0,07   -1,1% 
Platin (Spot)             994,19     994,60         -0,0%          -0,41   +2,4% 
Kupfer-Future               4,38       4,33         +1,1%          +0,05   -1,6% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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May 05, 2022 03:48 ET (07:48 GMT)