LE BOURGET (dpa-AFX) - Nach dem Rekordauftrag für Airbus vom Montag haben die großen Flugzeughersteller am zweiten Tag der Paris Air Show kaum neue Bestellungen an Land gezogen. Zwar zurrte die Fluggesellschaft Air India auf der weltgrößten Luftfahrtmesse in Le Bourget am Dienstag ihre Großaufträge für Airbus und Boeing über insgesamt 470 Flugzeuge fest, doch diese Deals hatte sie schon im Februar bekannt gegeben. Und auch die Bestellung von Philippine Airlines über neun Airbus-Großraumjets vom Typ A350-1000 war schon im Mai angekündigt worden.

Die Airbus-Maschinen sollen bei der philippinischen Gesellschaft nach und nach die Boeing-Langstreckenjets vom Typ 777-300ER ablösen. In einigen Jahren werde Philippine Airlines nur noch Airbus-Jets betreiben, sagte deren Präsident und Chef des Tagesgeschäfts, Stanley Ng. Die australische Fluggesellschaft Qantas entschied sich für neun weitere Exemplare des kleinsten Airbus-Typs A220. Aber auch diese Order war bereits im Februar angekündigt worden. Und die mexikanische Billigfluggesellschaft bekannte sich zu einem Auftrag über 25 Mittelstreckenjets vom Typ A321neo, den Airbus A321neo schon im vergangenen Herbst verbucht hatte.

Für den weltweit zweitgrößten Flugzeugbauer Boeing lief der zweite Messetag in Sachen Bestellungen ebenfalls mau. Nachdem der US-Konzern am Montag überhaupt keinen Auftrag gemeldet hatte, bestellte die Fluggesellschaft Air Algérie nun acht Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max 9. Außerdem unterschrieb sie einen Vorvertrag über zwei umgebaute 737-Frachtflugzeuge.

Zudem bekannte sich China Airlines zu einer Bestellung über acht Langstreckenjets vom Typ 787 "Dreamliner". Und die Leasinggesellschaft Avolon machte einen Auftrag über 40 Mittelstreckenjets der 737-Max-Reihe öffentlich. Beide Bestellungen hatten allerdings schon vor der Messe in Boeings Auftragsbuch gestanden, nur die Auftraggeber wurden erst jetzt bekannt.

Zum Messestart am Montag hatte Airbus noch mit einem Rekordauftrag gepunktet: So orderte der indische Billigflieger Indigo auf einen Schlag 500 Jets aus der Airbus-Modellfamilie A320neo. Obendrein holte Airbus kleinere Bestellungen von anderen Airlines herein.

Der auf kleinere Maschinen spezialisierte brasilianische Flugzeughersteller Embraer meldete am Dienstag immerhin Bestellungen über 13 Passagierjets. So orderte American Airlines sieben Embraer-Maschinen vom Typ E175, und die Fluggesellschaft Binter von den kanarischen Inseln entschied sich für sechs Maschinen in der modernisierten Version E195-E2. Zudem bekannte sich der Flugzeugfinanzierer Azorra zu einer Bestellung von 15 Jets dieses Typs, die schon vor der Messe ohne Käufernamen in Embraers Auftragsbuch gestanden hatte.

Im Rüstungsgeschäft bereiten nun die Triebwerkshersteller MTU und Safran einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit den Boden. Der deutsche und der französische Konzern wollen zusammen den Antrieb für den nächsten europäischen Militärhubschrauber entwickeln. MTU-Programmvorstand Michael Schreyögg und Safrans Hubschrauberantriebschef Cédric Goubet unterzeichneten in Le Bourget einen entsprechenden Vorvertrag.

Die Streitkräfte in Europa bräuchten ein modernes und vollständig in Europa entwickeltes Triebwerk für einen Militärhubschrauber, der 2040 in Dienst gestellt werden solle, zeigten sich beide Seiten überzeugt. MTU und Safran arbeiten bereits beim Antrieb für das neue europäische Kampfflugzeugsystem FCAS zusammen.

Unterdessen geht Airbus auf dem Weg zu einem Wasserstoff-Antrieb für Passagierflugzeuge einen weiteren Entwicklungsschritt. Bis zum Jahr 2025 will das Unternehmen einen Großraumjet vom Typ A330 als Demonstrator umrüsten. Dessen Hilfsturbine, die bei Passagierjets normalerweise aus Kerosin Strom für Licht, Klimaanlage und Steuerungstechnik erzeugt, soll bei diesem Modell durch eine wasserstoffgetriebene Brennstoffzelle ersetzt werden.

Airbus will bis zum Jahr 2035 ein Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Antrieb fertig für den kommerziellen Einsatz haben. Vorgesehen sind mehr als 100 Sitzplätze, die genaue Ausgestaltung ist aber noch offen. Airbus-Technikchefin Sabine Klauke hält eine Direkteinspritzung von Wasserstoff als Brennstoff in einer Turbine genauso für möglich wie einen Elektromotor, der von einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle mit elektrischer Energie versorgt wird.

Airbus hatte bereits 2020 das Konzept eines Flugzeugs mit sechs Propellerantrieben vorgestellt, die jeweils von einer Brennstoffzelle angetrieben werden. Jede dieser Zellen habe eine Leistung von 1,2 Megawatt, sagte Klauke auf der Air Show. Damit seien sie die stärksten, die es bisher in der Luftfahrt gebe./stw/jsl/nas