Der deutsche Leitindex Dax verlor am Freitagvormittag 0,7 Prozent auf 15.576 Punkte. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, gab 0,6 Prozent auf 4202 Zähler nach.

Im Fokus stand erneut der hochverschuldete chinesische Immobilienentwickler Evergrande. Das Unternehmen war bereits Anfang 2022 in finanzielle Turbulenzen geraten und ist seitdem nicht wieder auf die Beine gekommen. Nun hat es bei einem US-Insolvenzgericht Gläubigerschutz beantragt. "Das Timing für diesen Schritt ist nun denkbar ungünstig, da in China gerade weitere Firmen aus dem Sektor wackeln", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Krise in der Immobilienbranche nun auch auf die Finanzbranche überschwappt, ist mit diesem Schritt größer geworden."

In der letzten Zeit machten auch Probleme beim Konkurrenten Country Garden Schlagzeilen. Der Konzern teilte vergangene Woche mit, für die erste Jahreshälfte aufgrund seiner Schulden einen Nettoverlust von 7,6 Milliarden US-Dollar zu erwarten. Kurz darauf ließ er den Handel mit einem Teil seiner Anleihen stoppen.

BERICHT ÜBER AUSVERKAUF DURCH SPACEX DRÜCKT BITCOIN

Angesichts der China-Sorgen steuerten die Ölpreise auf ein Ende ihrer siebenwöchigen Gewinnsträhne zu. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI notierten jeweils leicht im Minus bei 83,82 beziehungsweise 80,20 Dollar pro Barrel (159 Liter). Damit waren sie um jeweils rund 3,5 Prozent billiger als zum Vorwochenschluss.

Auch die Hoffnung auf ein baldiges Ende der geldpolitischen Straffung der US-Notenbank Fed flaute in den letzten Tagen ab. Laut den Mitschriften der Fed-Zinssitzung im Juli, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, schließen die meisten Entscheidungsträger eine Zinserhöhung im September nicht aus. Die neu entflammten Sorgen veranlassten die Anleger dazu, sich scharenweise von US-Staatsanleihen zu trennen. Der Anstieg der Rendite der zehnjährigen US-Bonds auf ein Zehn-Monats-Hoch von 4,328 Prozent am Donnerstag lockte die Investoren zum Wochenschluss zurück an den Anleihemarkt. Im Gegenzug zum steigenden Kurs fiel die Rendite auf 4,227 Prozent.

Ein Bericht des "Wall Street Journal", demzufolge Elon Musks Weltraumfirma SpaceX ihre gesamten Bitcoin-Bestände verkauft hat, setzte unterdessen die wichtigste Kryptowährung stark unter Druck. Die Cyber-Devise weitete am Freitagmorgen ihre Verluste vom Vortag aus und verbilligte sich um gut vier Prozent auf 26.493 Dollar. Am Abend zuvor war sie zeitweise um mehr als zehn Prozent abgestürzt und kostete mit 25.672 Dollar so wenig wie seit Juni nicht mehr. Im Minus lagen auch andere Kryptowährungen. Der Bitcoin-Rivale Ethereum gab knapp zwei Prozent auf 1685 Dollar nach. Der kleinere Ripple rutschte um knapp zwölf Prozent auf 0,50 Dollar ab.

ADYEN WEITET VERLUSTE AUS

Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen Suse. Die Titel der Linux-Softwarefirma sprangen um knapp 60 Prozent auf 15,35 Euro. Der schwedische Finanzinvestor EQT will die Nürnberger gut zwei Jahre nach ihrem Börsengang wieder von der Börse nehmen. EQT kündigte am Donnerstagabend ein Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre über 16 Euro je Aktie an, mit dem Suse mit 2,72 Milliarden Euro bewertet wird.

In Amsterdam weiteten Adyen ihre Verluse vom Vortag aus. Die Aktie des niederländischen Zahlungsabwicklers verlor gut fünf Prozent. Am Donnerstag waren sie nach einem Gewinneinbruch um knapp 40 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief abgestürzt. Die Analysten hätten geglaubt, dass Adyen in dem aktuell schwierigen Geschäftsumfeld deutlich mehr Anteile einnehmen würde, sagte Jefferies-Experte Hannes Leitner. "Eine solche Enttäuschung führt normalerweise zu Verkäufen über mehrere Tage."

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Holger Hansen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)