Zürich (awp) - Dem Management der Credit Suisse droht an der anstehenden Generalversammlung auch nach dem Verzicht auf einen Teil der bereits ausgesprochenen Boni Konfrontation. So reicht etwa dem Stimmrechtsberater Glass Lewis dieser Schritt nicht. CEO Tidjane Thiam erhält nun für 2016 noch einen Lohn von 10,24 Mio nach ursprünglich 11,90 Mio CHF.

Die Vergütungstraktanden für die am 28. April anstehende Generalversammlung sind nun angepasst worden. Entsprechend dem Vorschlag des CEO und der Geschäftsleitung, ihre variable leistungsbezogene Vergütung freiwillig zu reduzieren, und dem Entscheid des Verwaltungsrats, seine totale Vergütung im 2017 nicht zu erhöhen, wurde zudem der Vergütungsbericht für das Geschäftsjahr 2016 aktualisiert, wie die Grossbank am Dienstag mitteilte.

Für die kurzfristige variable leistungsbezogene Vergütung für das Geschäftsjahr 2016 an die Geschäftsleitung wird ein Gesamtbetrag von 17,01 Mio statt der ursprünglich beantragten CHF 25,99 Mio beantragt und für die langfristige variable Vergütung für das Geschäftsjahr 2017 ein maximaler Betrag von 31,2 Mio statt der ursprünglich beantragten CHF 52,0 Mio. Damit reduziert sich die Vergütung der Geschäftsleitung um 29,78 Mio auf 73,06 Mio, wie aus einem Schreiben des Vorsitzenden des Vergütungsausschusses an die Aktionäre hervorgeht.

THIAM ERHÄLT FÜR 2016 1,66 MIO CHF WENIGER

Die Vergütung von CEO Thiam für 2016, als höchstbezahltes Geschäftsleitungsmitglied, reduziert sich gemäss dem neuen Vorschlag insgesamt auf 10,24 Mio nach ursprünglich 11,90 Mio CHF. Davon sind 2,5 Mio kurzfristige variable leistungsbezogene Vergütung (vorher 4,2 Mio). Von den vorgenommenen Kürzungen insgesamt (kurzfristig und langfristig) entfallen 4,67 Mio auf Thiam, wovon 1,67 Mio weniger kurzfristige variable leistungsbezogene Vergütung für 2016 und 3 Mio weniger langfristige variable Vergütung für 2017 vorgesehen sind.

Beantragt wird zudem ein maximaler Betrag der Vergütungen des Verwaltungsrats von 12,0 Mio CHF (statt der ursprünglich beantragten 12,5 Mio) für die Periode von der GV 2017 bis zur GV 2018. Alle anderen Anträge des Verwaltungsrats bleiben unverändert.

ÜBERRASCHENDE MITTEILUNG

In der Nacht auf Freitag hatte die Credit Suisse überraschend mitgeteilt, dass Konzernchef Thiam und die Geschäftsleitung dem Verwaltungsrat vorgeschlagen hätten, die vom Aufsichtsgremium bereits zugeteilten Boni um 40% zu reduzieren. Darüber hinaus beschloss der Verwaltungsrat am Donnerstag in einer Sitzung, seine eigene Vergütung auf dem Niveau von 2015 und 2016 zu belassen und laut dem Communiqué auf die vorgesehene Erhöhung für 2017 zu verzichten.

Zuvor hatten die drei Stimmrechtsberater ISS, Glass Lewis und Ethos, die schätzungsweise ein Viertel bis ein Drittel des Aktienkapitals der Grossbank vertreten, den Aktionären die Ablehnung sämtlicher Vergütungsanträge empfohlen. Rohner hofft jetzt, dass sich mehr Aktionäre als zuvor nicht an diese Stimmrechtsempfehlung halten. "Aufgrund der Reaktionen von institutionellen Investoren gehen wir davon aus, dass sich die Zustimmung an der GV erhöhen wird", sagte er der "NZZ am Sonntag".

Laut einem Bericht des Schweizer Fernsehens SRF lehnt Glass Lewis den Vergütungsbericht jedoch weiterhin ab. Der Schritt reiche nicht, heisst es laut dem Wirtschaftsmagazin "ECO" in einem aktuellen Bericht des Aktionärsvertreters. Schon entschieden ist bei Ethos zudem, dass man dort unverändert die Wiederwahl von Präsident Rohner und von Vizepräsident Richard Thornburgh ablehnt, wie es in der Sonntagspresse hiess.

ys/tp