Ittingen (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom publiziert am Donnerstag, 2. November, die Neunmonatszahlen 2023. Insgesamt haben vier Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

9M 2023E
(in Mio Fr.)    AWP-Konsens      9M 2022A

Nettoumsatz        8177            8179
EBITDA             3470            3341
EBIT               1677            1557
Reingewinn         1286            1214

Umsatz 9M 2022 angepasst (s. Pro Memoria)

FOKUS: Die Swisscom dürfte einen stabilen Umsatz erzielt, dafür den operativen Gewinn und den Reingewinn deutlicher gesteigert haben. Allerdings ist die Verbesserung auf Sonderfaktoren zurückzuführen: In den ersten neun Monaten 2022 wurde das Ergebnis durch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 82 Millionen Franken belastet. Den Löwenanteil machte dabei eine Busse von knapp 72 Millionen Franken der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko wegen Marktmissbrauchs beim Bezahl-Sport-TV aus (s. Pro Memoria). Diese Faktoren fallen nun weg, was den Gewinn stützt.

Im Telekomgeschäft dürfte die Erosion etwas nachgelassen haben. Die Swisscom könnte davon profitiert haben, dass Sunrise die Preise im Festnetz und Mobilfunk zur Jahresmitte wegen der gestiegenen Inflation erhöht hat. (s. Pro Memoria).

ZIELE: Die Swisscom erwartet weiterhin einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken. Der EBITDA soll 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken erreichen und die Investitionen rund 2,3 Milliarden Franken. Wenn diese Ziele erreicht werden, sollen die Aktionäre wieder eine Dividende von 22 Franken pro Aktie erhalten.

Bei den Glasfaserausbauzielen, welche die Swisscom im Oktober 2022 gestutzt hatte, peilt der Konzern den oberen Rand der Spanne an. Insgesamt solle bis Ende 2025 so eine Abdeckung von etwa 55 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Bisher hatte der Konzern von 50 bis 55 Prozent gesprochen. Bis 2030 soll dann die Abdeckung auf 70 bis 80 Prozent vergrössert werden.

PRO MEMORIA: Die Swisscom hat den Vorjahresumsatz der ersten neun Monate angepasst, weil der Konzern die Umsatzerfassung für Roaming-Verträge mit Mindestgarantien geändert hat. Damit fällt der Umsatz um 46 Millionen Franken geringer aus als vor einem Jahr ausgewiesen.

Erneut ist ein Preisdeckel für die Benutzung des Handys im Ausland im Parlament gescheitert: Im Gegensatz zum Nationalrat hat der Ständerat Mitte September eine fixe Preisobergrenze für Roaming-Gebühren abgelehnt. Die Schweiz müsse sich international abstimmen, argumentierte die Mehrheit.

Die Swisscom verzichtet bis Ende 2024 auf Preiserhöhungen bei Abonnements für die Privatkundschaft. "Im Verlauf des kommenden Jahres werden wir die Lage analysieren und uns festlegen, wie es nach 2024 weitergeht", hatte Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann Anfang Juni in einem Interview gesagt. Auch die auf Anfang 2024 angehobene Mehrwertsteuer soll nicht an die Privatkunden weitergegeben werden. Das Preismoratorium gelte für die aktuellen Blue-Mobile-Angebote, Internet-, TV- und Festnetz-Abos sowie für alle Zweit- und Drittmarken und Kunden mit Grundversorgungsprodukten.

Die Swisscom lanciert ein neues Angebot fürs Fernsehen und bringt dafür die neue TV-Box 5 auf den Markt. Nebst Google Android TV als Betriebssystem setzt der blaue Riese dabei auf Disney+ als Streamingpartner. Damit erhalten die Kunden über den Google Play Store Zugriff auf viele Apps.

Die Swisscom hat den diesjährigen Festnetztest des Fachmagazins "Connect" gewonnen. Der Branchenprimus hat in der Kategorie "landesweite Anbieter" mit 983 von möglichen 1000 Punkten die Nase vor Sunrise, das 12 Punkte weniger erhalten hat. Noch mehr Punkte als die Swisscom hat allerdings Salt (987) erhalten. Da Salt aber viel weniger Kunden als die Swisscom und Sunrise hat, wurde es von "Connect" nur als "regionaler Anbieter" geführt.

Die Swisscom will 50 Milliarden Franken Risikokapital für junge Schweizer Techfirmen auftreiben. Damit sollen die Jungunternehmen bei der Expansion unterstützt und ihre Abwanderung ins Ausland verhindert werden. Das wäre doppelt so viel Risikokapital wie heute. "Unser Ziel ist es, diesen Betrag auf 5 Milliarden pro Jahr zu verdoppeln, also 50 Milliarden über zehn Jahre bis 2030", sagte Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung "Le Temps".

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktien haben im bisherigen Jahresverlauf eine Zunahme um rund 6 Prozent verzeichnet, und schneiden damit besser ab als der Gesamtmarkt (SMI), der um gut 3 Prozent nachgegeben hat. Im vergangenen Jahr gehörten die Papiere mit einem Minus von rund 2 Prozent zu den stärksten Blue Chips.

AKTIENEINSTUFUNG: Gemäss AWP-Analyser bewerten Analysten den Titel von Swisscom folgendermassen:

ab/jb