FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie hat ihre Produktion im ersten Halbjahr kaum ausgeweitet. Lange Lieferzeiten und hohe Frachtkosten sowie Engpässe bei Vorleistungen und Materialien behinderten die Geschäftstätigkeit der Unternehmen, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mitteilte. Hinzu kamen sprunghaft steigende Preise für Rohstoffe und Energie, vor allem für Erdgas. Eine Prognose für das Gesamtjahr traut sich der Branchenverband jetzt wieder zu und stellt für 2022 einen Produktionsrückgang in Aussicht.

Die Chemie- und Pharmaproduktion stieg in den Monaten Januar bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,5 Prozent. Das Wachstum kam hauptsächlich aus dem Pharmabereich, die Herstellung von Pharmazeutika erreichte dank einer coronabedingten Sonderkonjunktur ein Plus von 8,5 Prozent. Die reine Chemieproduktion sank um 3,0 Prozent. Hier verzeichnete von allen Geschäftsbereichen allein die Sparte Polymere einen Zuwachs von 3 Prozent, während das Segment Fein- und Spezialchemie mit einem Rückgang von 9 Prozent besonders hart betroffen wurde.

"Eine spürbare Entspannung bei den Energie- und Rohstoffkosten sehen wir derzeit nicht", sagte VCI-Präsident Christian Kullmann laut der Mitteilung. "Erdgas dürfte auch weiter deutlich teurer sein als in anderen Regionen der Welt. Vor diesem Hintergrund bekommt der Standort Deutschland zunehmend ein Wettbewerbsproblem - nicht nur in den energieintensiven Sektoren."

Im ersten Halbjahr konnten die Unternehmen die steigenden Produktionskosten zum Teil an die Kunden weitergeben. Durch den Anstieg der Erzeugerpreise um 21,5 Prozent legte der Branchenumsatz um 22 Prozent auf 130 Milliarden Euro zu.

Mitte März hatte der VCI unter dem Eindruck des russischen Einmarsches in der Ukraine seine Prognose für 2022 ersatzlos zurückgezogen. Bis dahin hatte er ein Umsatzwachstum von 5 Prozent bei 3 Prozent höheren Preisen und einem Anstieg der Produktion um 2 Prozent in Aussicht gestellt. Nun geht der Verband für das Gesamtjahr 2022 von einem Produktionsrückgang von 1,5 Prozent aus. Für das reine Chemiegeschäft rechnet er sogar mit 4 Prozent weniger Menge.

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July 06, 2022 04:02 ET (08:02 GMT)