Das Bestreben von US-Präsident Joe Biden, Vietnam als strategischen Verbündeten an sich zu binden, wird am Mittwoch frontal mit seinem Wunsch nach den Stimmen der Gewerkschaften kollidieren, wenn das Handelsministerium eine Stellungnahme dazu abgibt, ob Vietnam als "Marktwirtschaft" eingestuft werden soll.

Der Schritt, der von den US-Stahlherstellern und den Krabbenfängern an der Golfküste abgelehnt, aber von Einzelhändlern und anderen Wirtschaftsgruppen unterstützt wird, würde die Strafzölle auf vietnamesische Importe reduzieren, die aufgrund des derzeitigen Status als Nicht-Marktwirtschaft mit starkem staatlichen Einfluss erhoben werden.

"Vietnam ist bereits eine Marktwirtschaft", sagte Ted Osius, Leiter des U.S.-ASEAN Business Council, der die Aufwertung befürwortet. "Es hat Schlüsselkriterien wie die Konvertierbarkeit der Währung erfüllt und ist bereit für eine genaue Bezeichnung.

Das Handelsministerium wird die Argumente beider Seiten während einer virtuellen Anhörung am Mittwochnachmittag in Washington anhören, die Teil einer Überprüfung ist, die Ende Juli abgeschlossen sein soll.

Vietnam hat dafür plädiert, aufgrund der jüngsten Wirtschaftsreformen nicht mehr als Nicht-Marktland eingestuft zu werden. Die Beibehaltung des Titels sei schlecht für die zunehmend engeren gegenseitigen Beziehungen, die Washington als Gegengewicht zu China sieht.

Während Bidens Besuch in Hanoi im letzten Jahr haben die beiden Länder ihre Beziehungen zu einer "umfassenden strategischen Partnerschaft" ausgeweitet und Washingtons diplomatischen Status in Vietnam auf das Niveau von China und Russland angehoben.

Letztes Jahr forderte der vietnamesische Premierminister Pham Minh Chinh die US-Finanzministerin Janet Yellen auf, das Etikett "Nicht-Markt" abzuschaffen, was dem Status Vietnams als US-amerikanisches "Friendshoring"-Ziel zur Diversifizierung der Lieferketten weg von China entspricht.

Die derzeitige Einstufung wirft Vietnam zusammen mit China, Russland, Weißrussland, Aserbaidschan und neun weiteren Ländern als Nicht-Markt-Länder in einen Topf, die höheren Antidumping-Zöllen unterliegen.

"Amerikanische Unternehmen investieren bereits in erheblichem Umfang in Vietnam, da sie das Wachstumspotenzial des Landes erkannt haben", sagte Osius, ein ehemaliger US-Botschafter in Vietnam.

Das Handelsministerium hat eine ziemlich enge Reihe von Kriterien zur Bestimmung des Marktwirtschaftsstatus.

Dazu gehören das Ausmaß, in dem die Währung des Landes konvertierbar ist, die Lohnsätze das Ergebnis freier Verhandlungen zwischen Arbeitnehmern und Management sind und die Genehmigung für Joint Ventures oder andere ausländische Investitionen.

Weitere Kriterien sind, ob die Regierung die Produktionsmittel besitzt oder kontrolliert und ob die Regierung die Zuteilung von Ressourcen sowie Preis- und Produktionsentscheidungen kontrolliert.

Es können auch andere Faktoren berücksichtigt werden.

NIEDRIGERE GARNELENZÖLLE

Für Waren aus Nichtmarktwirtschaften gelten in Antidumpingzolluntersuchungen, bei denen der faire Marktwert einer Ware anhand von Ersatzpreisen aus Drittländern ermittelt wird, höhere Zollsätze.

In diesem Jahr erneuerte die U.S. International Trade Commission Antidumpingzölle von 25,76% auf gefrorene Zuchtgarnelen aus Vietnam, aber die Zölle auf Garnelen aus Thailand, einer Marktwirtschaft, betragen nur 5,34%.

Die Southern Shrimp Alliance, ein Zusammenschluss von US-Garnelenfischern und -verarbeitern, sprach sich gegen die Gewährung des Marktwirtschaftsstatus aus, da Vietnam den Landbesitz einschränkt, schwache Arbeitsgesetze hat und niedrigere Garnelenzölle erhebt, die seinen Mitgliedern schaden würden.

Die Aufwertung des Status Vietnams stößt auch im Kongress auf erheblichen Widerstand. Acht US-Senatoren und 31 Mitglieder des Repräsentantenhauses haben ähnliche Argumente gegenüber Handelsministerin Gina Raimondo vorgebracht.

Sie haben sie aufgefordert, auch in Betracht zu ziehen, dass der Schritt chinesischen Staatsunternehmen, die stark in Vietnam investiert haben, helfen würde, da sie so die US-Zölle auf ihre Waren leichter umgehen könnten.

Roy Houseman, Legislativdirektor der United Steelworkers Union (USW), fügte hinzu, dass die Änderung "unsere heimische Produktionsbasis aushöhlen, die Widerstandsfähigkeit der US-Lieferkette untergraben und Vietnams Rolle als Kanal für einen Zustrom unfair gehandelter chinesischer Waren verstärken würde."

Biden hat bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im November intensiv um die Stimmen der Gewerkschaften geworben, insbesondere bei den Stahlarbeitern in dem wichtigen Swing State Pennsylvania.

Er hat sich gegen die geplante Übernahme des in Pittsburgh ansässigen Stahlunternehmens U.S. Steel durch Nippon Steel ausgesprochen und deutlich höhere Zölle (Abschnitt 301) auf chinesische Stahlimporte gefordert. (Berichte von David Lawder und David Brunnstrom; Schreiben von David Lawder; Bearbeitung von Clarence Fernandez)