Bern (awp) - In der Schweiz ist dank der guten Konjunktur die Arbeitslosigkeit auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gefallen. Im Jahresmittel ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 2,6 Prozent, nachdem sie zuvor 3,2 Prozent betragen hatte. Letztmals lag die Arbeitslosenquote vor Ausbruch der Finanzkrise auf einem derart tiefen Niveau. Im Jahr 2019 rechnet das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mit einem weiteren Rückgang.

Im 2018 waren schweizweit im Durchschnitt gut 118'000 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos registriert. Im Vergleich zum Vorjahr entspreche dies einem Rückgang von rund 25'000 Arbeitslosen oder 17 Prozent, wie das Seco am Dienstag mitteilte.

Die Zahlen zeigten, dass es der Schweizer Wirtschaft gut geht und dass sich der Arbeitsmarkt in einer guten Verfassung befinde, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco, in Bern vor den Medien. Die Schweiz bewege sich nahe an der Vollbeschäftigung. Zürcher verwies dabei auf die um Saisoneffekte bereinigte Quote, die seit Mai 2017 von über 3 Prozent bis Ende 2018 auf 2,4 Prozent zurückgegangen sei.

Leichte Zunahme im Dezember

2018 hat die Arbeitslosigkeit in der ersten Jahreshälfte stark abgenommen und verblieb danach auf tiefem Niveau. Ab November hätten jedoch in erster Linie saisonale Effekte zu einer Zunahme geführt, erklärte das Seco weiter. Im Dezember stieg die Arbeitslosenquote schliesslich wie von Ökonomen erwartet um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent.

Weiter hat das Seco im Dezember 197'950 Stellensuchende gezählt, das sind zwar 7'738 mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl hingegen um 6,6 Prozent. Damit ist sie erstmals seit 2012 zum Jahresschluss unter der Marke von 200'000 geblieben.

Jugendarbeitslosigkeit nimmt ab

Die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt zieht sich durch alle Altersgruppen hindurch: Die Arbeitslosenquote der Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren sank im Jahresmittel um 0,7 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent. Ende Dezember waren mit 13'172 Jugendlichen gut ein Fünftel weniger arbeitslos gemeldet als vor Jahresfrist.

Ähnlich positiv haben sich die Arbeitslosenzahlen bei den Menschen ab 50 Jahren entwickelt. Hier liegt die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozent tiefer bei 2,5 Prozent, wobei die Ü50er im Durchschnitt mit neun Monaten deutlich länger als Jugendliche (3,2 Monate) arbeitslos sind. Dies habe insbesondere mit dem längeren Anspruch von älteren Personen auf Arbeitslosengelder zu tun, erklärte Zürcher.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt mit knapp 16'000 um mehr als ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Auch das sei erfreulich, sagte Zürcher. Als Langzeitarbeitsloser gilt, wer länger als ein Jahr Arbeitslosengelder bezieht.

Abbau von Schulden

Die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt wird auch die Bundesfinanzen entlasten. Das Rechnungsjahr 2018 schloss der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung mit einem Überschuss von 1,11 Milliarden Franken ab und so konnten die Darlehen bei der Bundestresorie auf 1,1 Milliarden halbiert werden.

Das Ziel bleibe, die Schulden bis Ende des neu angelaufenen Jahres vollständig abzutragen, sagte der Leiter Arbeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung, Oliver Schärli. Die Chancen dazu stehen gut, denn das Seco geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote im Jahr 2019 weiter auf 2,4 Prozent zurückgehen dürfte, auch wenn sich das Konjunkturwachstum wie erwartet abschwächt.

Stellenmeldepflicht zeigt Wirkung

Ein positives Fazit zieht das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mit Blick auf die seit Juli eingeführte Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 8 Prozent. Das Parlament beschloss die Massnahme für eine EU-kompatible Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative der SVP. Damit soll das Potenzial inländischer Arbeitskräfte besser genutzt werden.

Die starke Zunahme der gemeldeten offenen Stellen zeige, dass die Arbeitgeber der Stellenmeldepflicht nachkämen, resümierte Zürcher. Insgesamt waren Ende Jahr 26'904 offene Stellen bei den RAV gemeldet gegenüber nur 10'704 im Dezember 2017. Dabei unterlagen weit mehr als die Hälfte der offenen Stellen der Stellenmeldepflicht.

mk/jb