Zürich (awp/sda) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

RAIFFEISEN-PROZESS: Einer der Hauptangeklagten im Raiffeisen-Prozess hat wenige Wochen vor Verhandlungsbeginn erstmals in einem Interview Stellung bezogen. Der frühere CEO und spätere Verwaltungsrat der Kreditkartengesellschaft Aduno, Beat Stocker, wies in der "NZZ am Sonntag" die Betrugsvorwürfe gegen sich zurück. Er habe mit umstrittenen privaten Engagements zuerst in seiner Rolle als CEO und später als Verwaltungsrat "stets im Interesse" seines Arbeitgebers gehandelt, sagte der 61-Jährige. Selbstkritisch erklärte er, dass er seine privaten Engagements nicht mit dem Verwaltungsrat diskutiert habe. Stocker arbeitete Seite an Seite mit dem damaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz. Die Zürcher Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, sie hätten sich verdeckt privat an mehreren Startups beteiligt und ihre Rollen als Chefs bei der Bankengruppe Raiffeisen und der Kreditkartenfirma Aduno ausgenützt. Sie hätten auf die Übernahme der Startups hingearbeitet und Millionen in die eigenen Taschen geleitet. Der Prozess gegen die sieben Beschuldigten beginnt am 25. Januar. Den beiden Hauptangeklagten Vincenz und Stocker drohen mehrjährige Haftstrafen. (NZZaS, S. 1,19,20,21)

TEMPORÄRBRANCHE: Die Pandemie sorgt gemäss eines Personalfachmanns für einen Boom bei Temporärkräften. "In gewissen Branchen sehen wir, dass Firmen nicht mehr 90 oder 95 Prozent festangestelltes Personal wollen, sondern höchstens zwei Drittel", sagte Yves Schneuwly, Schweiz-Chef bei der international tätigen Vermittlungsfirma Coople, der "NZZ am Sonntag". Die Unternehmen würden zu einem Drei-Stufen-Modell übergehen: ein Kernteam, flexible Angestellte auf Abruf sowie ein hyperflexibler Anteil an schnell verfügbaren Hilfskräften. Vor allem in der Gastronomie, am Flughafen, aber auch im Handel werde das der Fall sein. Der Arbeitsmarkt habe sich schon vor Corona flexibilisiert, "aber diese Schwankungen waren schlicht nicht vorstellbar". Die Gewerkschaften warnten vor dieser Entwicklung. "Temporärarbeit ist äusserst prekär und eigentlich eine Auslagerung des unternehmerischen Risikos auf die Arbeitnehmenden", sagte Serge Gnos von der Unia der Zeitung. Corona dürfe nicht als Vorwand für mehr Temporärarbeit genutzt werden. (NZZaS, S. 23)

ARBEITSMARKT: In der Schweiz könnte es 2022 gemäss einer Umfrage bei grossen Unternehmen zu einem "Jobwunder" kommen. 30 von 89 befragten Firmen wollen die Zahl ihrer Arbeitsplätze ausbauen, nur vier stehen vor einem Stellenabbau, der grosse Rest rechnet mit einer stabilen Stellenzahl, wie die "SonntagsZeitung" unter Berufung auf eine eigene Umfrage berichtete. Grösster Jobmacher im neuen Jahr wird demnach der Flugabfertiger Swissport. Er will 850 neue Beschäftigte einstellen. Das wäre der grösste Stellenaufbau in der Geschichte des Unternehmens. Auch die Flugzeugwartungsfirma SR Technics will 150 neue Stellen schaffen. Wegen der Pandemie hatte zahlreiche Firmen der Flugbranche Hunderte Stellen abgebaut. Viele neue Arbeitsplätze soll es auch beim weltgrössten Uhrenhersteller Swatch Group, den SBB, der Post und im Detailhandel geben. Die grösste Arbeitgeberin, die Migros, hat mehr als 1600 Stellen ausgeschrieben. Die Zahl der offenen Stellen ist schweizweit derzeit mit 232'825 auf Rekordstand. (SoZ, S. 1, 31)

OMIKRON I: Bundespräsident Ignazio Cassis hält die Lage in den Spitälern angesichts der Coronavirus-Pandemie derzeit noch für bewältigbar. "Kurzfristig müssen wir eine Überlastung der Intensivstationen verhindern. Stand heute ist die schweizweite Belegung der Intensivstationen mit circa 80 Prozent - die Hälfte davon Corona Patienten - noch zu managen", sagte Cassis dem "SonntagsBlick". Man könne die Kapazitäten auf den Intensivstationen steigern, sollte dies nötig werden. "Im Moment ist das aber nicht der Fall." Lokale Engpässe könne es geben, doch da komme wie in der ersten Welle "die interkantonale Solidarität" zum Tragen. "Und wir sind jederzeit bereit, auch mit Bundesmitteln wie dem Zivilschutz oder der Armee darauf zu reagieren." Der neue Bundespräsident äusserte sich besorgt um den Zusammenhalt im Land. "Ich sehe zu viel Streit und zu viel Intoleranz gegenüber Andersdenkenden." Drohungen und Anfeindungen hätten zugenommen, was auch die Bundesräte betreffe. "Besonders in den sozialen Medien fliesst das Gift." (SoBli)

OMIKRON II: In den nächsten Wochen könnte sich die halbe Schweiz mit der Omikron-Variante anstecken: Dieses Szenario hat Richard Neher, Mitglied der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes, in der "SonntagsZeitung" skizziert. Voraussetzung dafür sei, dass sich das Virus im gleichen Tempo weiterverbreitet wie bisher. Zudem sind für Neher tägliche Fallzahlen von 30'000 "denkbar". Neher bestätigte auch, dass gemäss ersten Daten aus Grossbritannien und Südafrika die Omikron-Variante "etwas milder" sei. Er gab jedoch zu bedenken, dass die Zahl der Hospitalisierungen trotzdem nicht unerheblich sei. "Die Fallzahlen steigen sehr schnell, und wir haben nicht mehr viel Spielraum in den Spitälern." Trotzdem gibt es für Neher Grund zur Hoffnung. Bereits Ende Januar könnte das Gröbste der Omikron-Welle vorüber sein. "Das Virus wird zwar

nicht verschwinden und uns sicher auch im nächsten Winter beschäftigen. Aber nicht in dem Ausmass, dass es erneut zu einer Krise kommen wird." (SoZ, S. 4; siehe separate Meldung)

OMIKRON III: Der Vizepräsident der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes, Urs Karrer, hat in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag" davor gewarnt, die Omikron-Virusvariante zu unterschätzen. "Im Moment gehen wir davon aus, dass Omikron zwar milder ist als Delta, aber ähnlich pathogen wie jene Variante, die vor gut einem Jahr knapp 10'000 Schweizerinnen und Schweizer das Leben gekostet hat." Die grösste Sorge sei aktuell, dass im Januar und Februar sehr viele Covid-19-Patientinnen und -Patienten behandelt werden müssten und dass gleichzeitig sehr viel Personal fehlen werde, das selber krank, in Isolation oder in Quarantäne sei, erklärte der Infektiologe am Kantonsspital Winterthur ZH. Auch die Betreuung kranker oder isolierter Kinder des Personals könnte die Engpässe zusätzlich verschärfen. Zudem könnte es trotz nochmals intensivierten Hygienemassnahmen schwierig werden, Omikron-Ansteckungen in den Spitälern und Pflegeheimen zu verhindern. (NZZaS, S. 6)

OMIKRON IV: Wegen der hochansteckenden Omikron-Virusvariante sieht Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery "grössere Probleme" auf die Welt zukommen. "Es droht eine Überlastung der Spitäler", sagte er im Interview mit dem "SonntagsBlick". Er plädierte für weitere Kontaktbeschränkungen. Der oberste Arzt der Welt sagte weiter, eine Impfpflicht sei "total richtig". "Diejenigen, die sich partout nicht impfen lassen wollen, werden aus Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Punkt." Montgomery griff zudem die Impfhersteller an. "Die Impfstoffe werden von den meisten Konzernen ganz offensichtlich viel zu teuer verkauft", sagte er. Der Staat müsse die Gewinne der Pharmariesen abschöpfen und das Geld für eine faire Verteilung der Impfstoffe auf der Welt einsetzen. (SoBli)

SCHWEIZ-EU: Bundespräsident Ignazio Cassis hat nach dem Aus eines Rahmenabkommens mit der EU in einem Interview der Staatengemeinschaft gegenüber ein Entgegenkommen signalisiert. "Wir wollen der EU entgegenkommen, werden aber nicht alle Forderungen erfüllen", sagte Cassis. "Wir sind ja nicht Mitglied der EU. Aber wie die EU haben auch wir ein Interesse an guten gegenseitigen Beziehungen", sagte der Schweizer Aussenminister dem "SonntagsBlick". Der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Šefcovic, hatte im November 2021 von der Schweiz gefordert, sie solle bis zum World Economic Forum (WEF) Ende Januar 2022 in Davos einen Fahrplan zur Lösung der für die EU wichtigen Fragen wie Rechtsübernahme, Streitbeilegung, Staatsbeihilfe und regelmässige Kohäsionsbeiträge vorlegen. Das WEF wurde unterdessen wegen der erneuten Corona-Pandemiewelle abgesagt. Die EU-Kommission erwartete dennoch weitere Gespräche. (SoBli)

KLIMASCHUTZ: Gemeinsam genutzte E-Trottinette und E-Bikes gelten als umweltschonende Fortbewegungsmittel. Das sind sie aber nicht, wie eine neue ETH-Studie zeigt. Sie stossen unter dem Strich mehr CO2 aus als die Fortbewegungsmittel, die sie ersetzen. Sie gehören mittlerweile vielerorts zum Stadtbild: Gemeinsam genutzte E-Trottinette oder E-Bikes. Weil sie mit Strom betrieben werden und geteilt werden, gelten sie als klimaschonende Verkehrsmittel, welche die Städte entlasten. Eine am Sonntag vorab von der "NZZ am Sonntag" veröffentlichte Studie der ETH zeigt aber auf, dass dies gar nicht zutrifft. E-Trottis und E-Bikes helfen nicht, die CO2-Emissionen in den Städten zu reduzieren, im Gegenteil. Die Verkehrsforschenden konnten zeigen, dass geteilte E-Trottis und E-Bikes hauptsächlich Verkehrsmittel ersetzen, die ohnehin schon nachhaltig sind, also etwa eine Tramfahrt, eine Velofahrt oder eine Strecke zu Fuss. Autofahrten werden hingegen seltener ersetzt. ( NZZaS, S. 24; siehe separate Meldung)

cf/