Börsen-Zeitung: Mehr Europa!, Kommentar zum Vertrag von Aachen von
Angela Wefers
   Frankfurt (ots) - Um Europa ist es nicht gut bestellt. Die einst 
Stabilität verheißenden vier großen Länder - Deutschland, Frankreich,
Großbritannien und Italien - können diese Sicherheit nicht mehr 
bieten. Italien regieren Populisten, die mit ihrer unkontrollierten 
Haushaltspolitik die Grenzen europäischen Regelwerks austesten. Die 
Briten sind auf dem Weg, die Europäische Union zu verlassen und 
zerstreiten sich selbst über den Exit. Die Regierung in London legt 
dabei unglaublichen Dilettantismus an den Tag. In Frankreich hat der 
Europäer Emmanuel Macron in den Präsidentschaftswahlen 2017 mit 
seiner Bewegung "La République en Marche" eine rechtsextreme 
Regierung verhindert. Nun kämpft er innenpolitisch gegen die Bewegung
der "Gelbwesten" und rückt zur Beruhigung der Straße von wichtigen, 
im Wahlkampf versprochenen Reformvorhaben ab.

   Deutschland und Frankreich setzten nun im Jahr der Europawahl 2019
ein Zeichen. Am 22. Januar unterzeichnen sie in Aachen im 
Krönungssaal des Rathauses einen neuen Vertrag über die 
deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration. Mehr Europa und 
nicht weniger ist die Antwort der beiden führenden Nationen in der 
Europäischen Union auf die politischen Wirren. Der Vertrag von 
Aachen, wie er heißen soll, wird dem historischen Elysée-Vertrag von 
1963 an die Seite gestellt und soll ihn ergänzen. Vor 55 Jahren  
hatten Deutschland  und Frankreich mit dem Elysée-Vertrag die 
Aussöhnung zwischen den einstigen erbitterten Feinden in Europa 
öffentlich  besiegelt. Sie legten damit auch den Grundstein für ein 
politisch geeintes Europa.

   Heute ist ein solches Symbol wieder nötig. Die EU-Staaten werden 
in einer globalisierten Welt mit stark wachsender Bevölkerung in 
anderen Teilen  der Erde nur bestehen können, wenn sie vereint 
agieren. Das aktuelle Bild ist kläglich. Populisten sind in 
verschiedenen EU-Ländern auf dem Vormarsch und träumen sich ein  
Idyll nationaler Grenzen zurück. Mit Realität hat dies wenig zu tun. 
Das Rad der Globalisierung wird sich nicht zurückdrehen lassen. Die 
Chance liegt in einem starken, geeinten Europa.

   Ein Jahr wurde der Vertrag von Aachen verhandelt. Deutschland und 
Frankreich bekennen sich darin zur Konvergenz ihrer Volkswirtschaften
und zu einer stärker verzahnten Außen- und Sicherheitspolitik. Macron
kann ein solches Symbol innenpolitisch helfen. Deutschland und 
Frankreich, die Motoren in der EU,     zeigen, dass sie an Europa 
glauben. Wie immer gilt es bei solchen Verträgen, sie mit Leben zu 
erfüllen.

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