Börsen-Zeitung: Getümmel am Himmel, Kommentar zur Luftfahrt von Heidi
Rohde
   Frankfurt (ots) - Nach einem Kursgewinn von über 150% im 
vergangenen Jahr hat die Lufthansa-Aktie 2018 am ersten Handelstag 
mit einem rasanten Sinkflug begonnen. Der Coup der Airline-Gruppe 
IAG, die sich den Ferienflieger Niki für ein Zehntel des zuvor von 
Lufthansa gebotenen Kaufpreises unter den Nagel reißt, vergrätzt 
Anleger ebenso wie Politiker. Letztere wären indes besser beraten, 
sich mit Verbalattacken gegen die EU-Kommission zurückzuhalten, wenn 
sie nicht weiterhin den Argwohn über eine zweifelhafte Rolle des 
Staates im Insolvenzverfahren von Air Berlin nähren wollen.

   Es ist nicht Aufgabe der EU-Wettbewerbshüter, für möglichst hohe 
Erlöse bei der Resteverwertung der Airline zu sorgen, damit die 
Bundesregierung ihren Überbrückungskredit wieder eintreiben und sich 
eine Blamage vor dem Steuerzahler ersparen könnte. Stattdessen muss 
Brüssel darauf achten, dass der Wettbewerb nicht durch eine zu große 
Marktmacht eines einzelnen Unternehmens gefährdet wird. Und das haben
die Beamten getan.

   Die Notlandung von Niki bei IAG macht nicht nur der Lufthansa, 
sondern vor allem auch den hiesigen Ferienfliegern Tuifly und Condor 
bzw. deren Müttern einen Strich durch die Rechnung. Sie hatten 
gehofft, dass mit der Pleite von Air Berlin und der von Niki 
Kapazitäten aus dem deutschen Markt genommen würden und der 
Preisdruck etwas nachlassen würde. Dass IAG die Air-Berlin-Tochter 
für nur 20 Mill. Euro und ein Übergangsgeld bekommt, zeigt, dass 
weder Thomas Cook noch Tui, die zuvor noch bereit gewesen war, ihre 
eigene Fluggesellschaft in einem Verbund mit Teilen von Air Berlin zu
verbinden und so eine schlagkräftige deutsche Airline-Gruppe im 
europäischen Verkehr zu schaffen, geneigt waren, das Gleiche zu 
zahlen.

   Damit haben sich alle Beteiligten hierzulande verzockt. Das 
Getümmel am Himmel wird nicht weniger, sondern mehr. IAG vergrößert 
die Reichweite ihrer Billigtochter Vueling, die den iberischen Markt 
bisher nur aus München und Frankfurt angeflogen hat, um das Netz der 
Niki, die ebenfalls über lukrative Landerechte in Spanien verfügt und
somit nun einen guten Teil des deutschen Urlaubsverkehrs in den 
Mittelmeerraum der IAG-Gruppe zuführt. Die Lufthansa muss mit 
erweiterten Kapazitäten aus eigener Kraft bei Eurowings aufrüsten, um
auch dieser neuen Konkurrenz Paroli zu bieten. Dabei sollte sie ihre 
Mittel mit Augenmaß einsetzen, denn zum Getümmel am europäischen 
Himmel zählen auch weiterhin die Flugzeuge der Alitalia. Wo diese 
notlanden, ist noch offen. Die Insolvenzverwalter setzen wie immer 
zuerst auf den Meistbietenden.

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