Börsen-Zeitung: Anschnallen bitte! - Kommentar zum Kurseinbruch am

chinesischen Aktienmarkt von Norbert Hellmann

Frankfurt (ots) - So frisch zum Jahresbeginn sollt man vielleicht

mit der guten Nachricht zuerst beginnen: Chinas börsentechnische

Antwort auf die letztjährige Aktienmarktkrise, nämlich ein neues

System für die Unterbrechung oder völlige Aussetzung des Handels bei

extremen Kursbewegungen, scheint vom Start weg reibungslos zu

funktionieren. Und jetzt die weniger gute Nachricht: Die bestandene

Feuerprobe heißt nichts anderes, als das Chinas Blue Chip-Index CSI

300 am ersten Handelstag des neuen Jahres mit 7% so stark einbrach,

dass der neue Schutzmechanismus sofort ausprobiert werden musste.

So werden ungute Erinnerungen an das Börsenjahr 2015 wach, als

haarsträubende Turbulenzen und Achterbahnfahrten an Chinas

Aktienmarkt nicht nur die heimische Finanzwelt kräftig durcheinander

wirbelte, sondern erstmals auch von China ausgehende Beben an den

internationalen Finanzmärkten heraufbeschworen. Nach einer Phase

verhältnismäßiger Ruhe im Schlussquartal 2015 müssen sich die Anleger

mit Blick auf China-Perspektiven nun wieder fest anschnallen.

Schließlich hat es der Einbruch chinesischer Leitindizes am Montag

weltweit an Aktien- und Rohstoffmärkten hereinregnen lassen.

Noch gibt es nicht genügend Erfahrungswerte mit dem neuen

Unterbrechungsmechanismus (Circuit Breaker), aber es könnte sein,

dass damit wilde Ritte an Chinas Börsen noch sichtbarer werden und

noch mehr Aufregung schüren.

In der Vergangenheit, und insbesondere nach dem Einsetzen von

staatlichen Stützungsmaßnahmen nach den Crashwochen im Sommer 2015,

war es nämlich oft so, dass heftige Kurskorrekturen in der letzten

Handelsstunde wieder aufgeholt wurden. Mit dem neuen System aber muss

man befürchten, dass das Achterbahnwägelchen in der Talsohle jäh

stoppt. Dies dürfte die Anleger am Montag erst recht in Panik

gebracht, und zum "rechtzeitigen" Ausstieg veranlasst haben.

Für europäische Investoren Anleger gilt es nun, einen kühlen Kopf

zu bewahren und sich zu vergegenwärtigen, dass scharfe Einbrüche an

Chinas Aktienmärkten höchst selten etwas mit einer realen

Konjunkturbeeinträchtigung zu tun haben, die wiederum den

eigentlichen Angstfaktor für die westliche Welt abgibt. Die am Montag

von en Märkten neu zu verarbeitenden Einkaufsmanagerdaten aus China

mögen etwas enttäuscht haben, der Kurssturz zum Jahresauftakt muss

jedoch eher auf Chinas holperige Börsenmechanismen, als auf die

holperige Konjunktur zurückgeführt werden.

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