Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Mitglieder der von der Regierung in der Energiekrise eingesetzten Kommission zur Ausarbeitung von Maßnahmen im Gas- und Wärmebereich haben eine Umsetzung ihrer Vorschläge zu weiteren Hilfsfonds und einem nachhaltigen Umsteuern bei der Energienutzung angemahnt. 100 Tage nach Vorlage des Abschlussberichtes der Kommission könne man zwar feststellen, dass die Gaspreisbremse den Vorschlägen sehr eng folgend "zeitnah und entschlossen" umgesetzt sei, sagte Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa. "Viel weniger eindeutig" falle die Bilanz jedoch beim Thema Hilfsfonds aus. Auch fehlten Maßnahmen zur Schaffung eines nachhaltigen Energiebewussteins. Es gelte, eine Informationskampagne zu starten und insbesondere individuelle Beratungsangebote passend auszugestalten.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) müsse "jetzt liefern", wolle er den Bürgern helfen, die durch die Gaspreisbremse nicht ausreichend entlastet würden, sagte Franz Michel vom Deutschen Mieterbund. Nicht benötigte Milliarden sollten "nicht ans Finanzministerium zurückfließen", sondern für klimagerechten und bezahlbaren Wohnungsbau ausgegeben werden, mahnte er. Michel forderte ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau. Auch monierte er, die Bundesregierung habe auf die Umsetzung der von der Kommission empfohlenen Moratorien zur Aussetzung von Wohnungskündigungen und Energiesperren verzichtet.

Der Leiter der Abteilung Klimapolitik im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Karsten Neuhoff, mahnte weitere Schritte zur Energieeinsparung an. "Einsparen ist die sinnvollste Energiequelle. Eingespart wurden jedoch lediglich 14 Prozent Gas statt 25 Prozent wie von der Bundesnetzagentur empfohlen", erklärte er. Die Regierung sollte die konkreten Empfehlungen der Kommission umsetzen: "Die Menschen zu Energieeinsparungen motivieren, zum Energiesparen befähigen und drittens mit Effizienzverbesserungen Gas sparen."

Die energetischen Sanierungen sollten beschleunigt werden, verlangte Neuhoff. Eine schrittweise Steigerung der Gebäudesanierungen von weniger als 1 auf 4 Prozent pro Jahr und eine Priorisierung auf schlecht gedämmte und gasbeheizte Gebäude würde bis 2025 jährlich 14 Prozent des Gasbedarfs zum Heizen einsparen. Dafür seien klare Zielvorgaben für Sanierungsraten, Mindestenergiestandards für den Bestand und eine Stärkung der Programme für energetische Gebäudesanierungen notwendig. Gaseinsparungen sollten auch durch eine sparsamere Nutzung von Grundstoffen realisiert werden, deren Herstellung den größten Teil des industriellen Gasverbrauchs verursache.

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February 08, 2023 05:44 ET (10:44 GMT)