FRANKFURT (dpa-AFX) - Der mexikanische Zentralbankchef Agustin Carstens hat vor dem wirtschaftspolitischen Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump gewarnt. "Eine neue Welle an Protektionismus könnte der Weltwirtschaft schweren Schaden zufügen und würde niemandem helfen. Auch ein Abwertungswettlauf würde nur Verlierer kennen", sagte Carstens, der im Oktober Chef der Zentralbank der Zentralbanken BIZ wird, in einem am Montag vorab veröffentlichten Interview der "Börsen-Zeitung" (Dienstagausgabe). Trump hatte bereits in seinen ersten Tagen als US-Präsident klare Signale für eine protektionistischere Wirtschaftspolitik gegeben.

Durch die neue Politik der USA drohen laut Carstens nicht nur seinem Heimatland Mexiko schwere Nachteile. Zugleich kritisierte er, dass viele der Dinge, die Trump wolle, "zeitgleich schwer zusammenzubringen" seien. So führten etwa Importbeschränkungen und Exportsubventionen zu einem stärkeren Dollar - den Trump aber nicht wolle. Vieles sei deshalb noch unklar, so Carstens: "Wir haben jetzt einige Previews und Szenen des ,Trump-Films' gesehen, aber wir kennen noch nicht den ganzen Film und wir wissen nicht, wie schlimm das Ende wird. Wir wissen nicht, ob es am Ende ein Horrorfilm ist oder ob es doch ein Happy End gibt."

Carstens verteidigte die weltweit lockere Geldpolitik der wichtigen Notenbanken in den vergangenen Jahren. "Was die Zentralbanken in der Krise getan haben, war richtig." Jetzt müssten aber endlich andere Politikbereiche mehr Verantwortung übernehmen. Der Ausstieg aus der sehr expansiven Geldpolitik müsse zugleich "sehr allmählich erfolgen": "Wir sollten ganz sicher auch nichts überstürzen." Möglicherweise signalisieren die Aussagen von Carstens auch eine Richtungsänderung bei der BIZ. Sie gehörte schließlich in den vergangenen Jahren zu den schärfsten Kritikern der sehr aggressiven Geldpolitik weltweit./jsl/jkr/he