Der Dax stieg am Dienstag zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 13.374,27 Punkten und schloss knapp im Plus bei 13.221,14 Zählern. Der EuroStoxx50 markierte mit 3733,45 Stellen vorübergehend ein Viereinhalb-Jahres-Hoch und lag am Abend 0,2 Prozent im Minus bei 3695,74 Punkten. Der US-Standardwerteindex Dow Jones kletterte sogar auf ein Rekordhoch von 28.090,21 Stellen, bevor auch hier Gewinnmitnahmen einsetzten.

"Am Markt herrscht die Konsensmeinung, dass es einen konjunkturellen Aufschwung gibt", sagte Anlagestratege Stephane Barbier de la Serre vom Brokerhaus Makor. Risiken würden beiseitegeschoben und Geld von Anleihen in Aktien umgeschichtet. Dies berge aber die Gefahr von Rückschlägen, sollten die Handelsgespräche zwischen den USA und China scheitern, warnte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Sein Kollege Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen rechnet dagegen höchstens mit kurzfristigen Rücksetzern. "Wir sind weiter zuversichtlich, dass die laufende Aktienrally noch einige Atemzüge in sich trägt, und erwarten daher eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung."

ÖLPREIS UNTER DRUCK - WAHLAUSSICHTEN STÜTZEN PFUND

Rohöl-Anleger ließen sich vom Optimismus aber nicht anstecken. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,8 Prozent auf 61,34 Dollar je Barrel (159 Liter). Auf die Stimmung drücke ein Bericht des US-Senders CNBC, dem zufolge die Regierung in Peking die Aussichten für eine Einigung mit Washington pessimistisch einstuft, sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda.

Am Devisenmarkt behauptete das Pfund Sterling seine jüngsten Kursgewinne weitgehend. Die britische Währung kostete 1,2930 Dollar beziehungsweise 1,1668 Euro. Ein Wahlsieg von Premierminister Boris Johnson sei in den Kursen weitgehend enthalten, konstatierten die Analysten der ING-Bank. Daher habe das Pfund auch nur wenig Luft nach oben, selbst wenn Johnson am Abend die TV-Debatte gegen Oppositionsführer und Labour-Chef Jeremy Corbyn für sich entscheiden sollte.

AUTOWERTE IM AUFWIND - THYSSENKRUPP GEFRAGT

Am deutschen Aktienmarkt gehörten konjunkturabhängige Werte zu den Favoriten. Die Autobauer profitierten von Hoffnungen auf eine Entspannung im Zollstreit und von ermutigenden europäischen Zulassungszahlen. Der Branchen-Index gewann 0,3 Prozent.

Gefragt waren auch die Papiere von Thyssenkrupp, die sich um 2,1 Prozent verteuerten. Insidern zufolge spielt Konkurrent Kone mit dem Gedanken, andere Interessenten für die Thyssen-Aufzugssparte mit einer milliardenschweren Vorauszahlung auszustechen.

In London legten die Titel von EasyJet trotz eines Gewinneinbruchs fünf Prozent zu. Mit umgerechnet 499 Millionen Euro lag das Vorsteuerergebnis aber am oberen Ende der angepeilten Spanne. Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets kritisierte das geplante verstärkte Engagement im Chartergeschäft. "Pauschalreisen sind nicht mehr so populär wie früher - ein Grund für den Niedergang von Thomas Cook."

Die Titel von Home Depot fielen dagegen um 4,6 Prozent. Die US-Baumarktkette senkte wegen eines enttäuschenden Online-Geschäfts ihr Ziel für das Umsatzplus im Gesamtjahr auf 1,8 von 2,3 Prozent. "Wir haben dennoch unsere Prognosen für das Gesamtgeschäftsjahr leicht angehoben, weil wir eine solide Geschäftsentwicklung im Schlussquartal erwarten", stellte DZ-Bank-Analyst Michael Pohn fest.