Rom (Reuters) - Italien stellt noch in diesem Monat die Weichen für die Nachfolge von Präsident Sergio Mattarella und damit womöglich auch für die Zukunft von Regierungschef Mario Draghi.

Das Parlament kündigte am Dienstag an, am 24. Januar zur Wahl eines neuen Staatsoberhaupts zusammenkommen. Der Ausgang, der sich über Tage hinziehen könnte, kann große Auswirkungen auf die Regierung Draghi haben, der als aussichtsreicher Kandidat gilt. Würde der Ex-Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Präsident, bedeutet das das Ende seiner Regierung. Italien müsste dann Inmitten der verschärften Pandemie einen neuen Regierungschef finden oder die Parlamentswahl ein Jahr vorziehen. Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi und andere Politiker werden bei der Präsidenten-Wahl aber ebenfalls hoch gehandelt.

Draghi hatte Anfang 2021 die Führung einer Einheitsregierung übernommen, die fast alle Parteien aus dem politischen Spektrum unterstützen. Er hatte zuletzt erklärt, sein politisches Schicksal sei nicht wichtig - wichtiger sei es, dass angesichts der Corona-Krise die verschiedenen politischen Kräfte bis zum Ende der Legislaturperiode 2023 zusammenhielten.

Favorit der Mitte-Rechts-Parteien für das Präsidentenamt ist aber der 85-jährige Berlusconi, der schon vier mal Regierungschef war. Auch dem ehemaligen Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Pier Ferdinando Casini, Ex-Ministerpräsident Giuliano Amato und Justizministerin Marta Cartabia werden Chancen eingeräumt.

Bei der Wahl gibt es keinen offiziellen Kandidaten. Die Parteichefs versuchen zwar in der Regel, einen für die jeweiligen Seiten akzeptablen Kandidaten auszuhandeln. Die Wahl in geheimer Abstimmung dauert dennoch oft mehrere Tage. In den ersten drei Wahlgängen ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, ab dem vierten Wahlgang die absolute Mehrheit. Die langwierigste Wahl war die von Giovanni Leone 1971, bei der es 23 Wahlgänge gab.

Das Staatsoberhaupt in Italien wird für eine Amtszeit von sieben Jahren gewählt und hat wie in Deutschland weitgehend repräsentative und zeremonielle Aufgaben. Das Amt ist in den letzten Jahren aber immer wichtiger geworden. So musste Amtsinhaber Mattarella mehrfach eingreifen, um in politischen Krisen zu vermitteln.