Genf (awp/sda) - Die Lage auf dem Arbeitsmarkt weltweit ist zwiespältig. Nach drei Jahren Anstieg könnte die Arbeitslosenquote dieses Jahr gemäss ILO leicht zurückgehen. Die absolute Zahl der Arbeitssuchenden bleibt aber bei rund 193 Mio CHF.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht von einem Rückgang der globalen Arbeitslosigkeit um 0,1 auf 5,5% aus. Zusammen mit dem verbesserten Wirtschaftswachstum hellten sich auch die Voraussagen für den Arbeitsmarkt auf, sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder am Montag vor den Medien in Genf.

Da die Zahl des aktiven Bevölkerungsteils aber zunehme, hinke die Weltwirtschaft hinterher bei der Schaffung von Stellen. In der Schweiz steige die Arbeitslosenquote gemäss ILO-Berechnung der Marke von 5% entgegen.

POSITIV IN INDUSTRIELÄNDERN

In den USA sollte die Zahl der Arbeitslosen sinken. Dies geschehe aus mehreren Gründen: Massnahmen der Vorgängerregierung unter Barack Obama, Investitionen öffentlicher Gelder durch den jetzigen Präsidenten Donald Trump und der weltweite Wirtschaftsaufschwung.

Die globale Verbesserung sei der positiven Entwicklung in den Industrieländern zu verdanken, hielt die ILO in ihrem Bericht fest. Bei diesen sollte die Quote das sechste Jahr in Folge zurückgehen, dieses Mal um 0,2%. Damit kommt sie auf das tiefste Niveau seit 2007. Arbeitskräfte blieben aber unausgelastet und die Zahl erzwungener Teilzeitarbeit steige.

In den Entwicklungsländern steigt gemäss den ILO-Prognosen die Zahl der Arbeitslosen an, in diesem und im nächsten Jahr um je 500'000. In den Schwellenändern seien 2018 voraussichtlich 400'000 mehr ohne Arbeit, 2019 sogar 1,2 Millionen.

PREKÄR IN ENTWICKLUNGSLÄNDERN

Die Zahl von Arbeitenden mit ungesicherten Stellen werde bis 2019 um 35 Millionen auf dann fast 1,5 Milliarden Personen anschwellen. Im vergangenen Jahr waren es über 40% der aktiven Bevölkerung, die in prekären Verhältnissen arbeitete.

In Entwicklungsländern seien drei Viertel aller Arbeitenden in solchen Stellen zu finden, in Schwellenländern 46%. Für dieses Jahr rechnet die ILO zudem mit 115 Millionen Arbeiterinnen und Arbeitern in Entwicklungsländern, die trotz Arbeit bitterarm seien. Dies entspreche einem Anteil von 40% an der aktiven Bevölkerung.

Im ILO-Bericht wurde auch der anhaltende Abstand in der Arbeitswelt zwischen Männern und Frauen erfasst. Besonders gross sei die ungleiche Behandlung in Nordafrika und in arabischen Ländern, wo Frauen doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen seien als Männer. In Entwicklungsländern fänden sich über 80% der Frauen in prekären Arbeitsstellen. Bei den Männern seien es nicht mehr als 70%.