New York (Reuters) - In der Corona-Krise trennt sich bei den US-Banken die Spreu vom Weizen.

Während Goldman Sachs und JP Morgan ihre Gewinne dank eines florierenden Handels an den weltweiten Börsen überraschend steigerten, ächzen Institute wie Citigroup, Bank of America und Wells Fargo unter hohen Rückstellungen für faule Kredite und den niedrigen Zinsen. Jedoch scheint der Höhepunkt bei den Belastungen durch drohende Kreditausfälle überschritten - im zweiten Quartal hatten die sechs größten US-Banken zusammen noch über 30 Milliarden Dollar zurückgestellt. Anleger deckten sich am Mittwoch an der Wall Street im vorbörslichen Handel mit Goldman-Aktien ein und warfen Titel von Bank of America und Wells Fargo aus ihren Depots.

In den Sommermonaten brummte das Geschäft mit der Emission von Anleihen, Kunden fragten vermehrt Aktien, Währungs- und Rohstoffprodukte nach und suchten Möglichkeiten zur Absicherung ihrer Portfolien. Außerdem gab es wieder mehr Börsengänge. Den Investmentbanken bescherte das steigende Gebühreneinnahmen. Goldman Sachs verdoppelte den Gewinn von Juli bis September auf 3,5 Milliarden Dollar. JP Morgan verdiente mit 9,4 Milliarden Dollar vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Goldman Sachs legte in allen Geschäftsbereichen zu, auch im Privatkundengeschäft, obwohl dieses im Vergleich zu den Rivalen klein ist. Insgesamt stiegen die Erträge um 30 Prozent auf knapp elf Milliarden Dollar. Das seit zwei Jahren vom Investmentbanker und Hobby-DJ David Solomon geführte Geldhaus stach vor allem im Geschäft mit Anleihen und Aktien hervor - die Erträge in der Handelssparte sprangen insgesamt um 19 Prozent nach oben.

Solomon will Goldman Sachs eigentlich zu einer klassischen Geschäftsbank wandeln und das Konsumentengeschäft ausweiten. Wegen der Corona-Krise ging der Umbau jedoch weniger schnell voran als geplant. Zum Glück für Goldman, denn die Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle, die bei Rivalen teils heftig ins Kontor schlug, fiel mit 278 Millionen Dollar vergleichsweise gering aus. Auch die Deutsche Bank, die am 28. Oktober ihre Quartalszahlen präsentiert, hat Zuwächse im Investmentbanking in Aussicht gestellt.

AMERIKANER ZÜCKEN SELTENER IHRE KREDITKARTE

Bank of America verdoppelte ihre Risikovorsorge im dritten Quartal fast auf 1,4 Milliarden Dollar. Zwar schrumpften die Kosten, allerdings gingen die Erträge um elf Prozent auf 20,3 Milliarden Dollar zurück. Unter dem Strich verdiente die Bank deshalb mit 4,44 Milliarden Dollar knapp 16 Prozent weniger.

Wells Fargo stellte 769 Millionen Dollar für faule Kredite zurück, ein Anstieg von 74 Millionen. Gleichzeitig stiegen die Kosten und die Erträge gingen zurück. Das Institut aus San Francisco kämpft zudem mit den Folgen eines Skandals um Phantomkonten. Der Gewinn brach im dritten Quartal um 57 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar ein.

Wegen der Corona-Krise liegt die Wirtschaft in den USA am Boden, die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Notenbank Fed senkte zur Ankurbelung der Konjunktur die Leitzinsen auf fast Null Prozent. Kreditkartenanbieter wie die Citigroup spüren, dass Kunden angesichts der gestiegenen Arbeitslosigkeit seltener ihre Karten zücken. Zudem nutzten viele Privatkunden die Corona-Schecks der US-Regierung, um Schulden zurückzuzahlen. Firmen saugen sich dagegen an den Finanzmärkten über Anleihen oder Kapitalerhöhungen mit frischem Kapital voll, um vergleichsweise teure Kreditlinien der Banken zurückzuführen.