Der Service der von der Bahn-Tochter Arriva betriebenen Zuggesellschaft Northern Rail sei "komplett inakzeptabel", sagte der britische Verkehrsminister Grant Shapps am Donnerstag der BBC. Man sei nicht länger bereit, die zahlreichen Verspätungen und Zugausfälle zu tolerieren. So könne es nicht weitergehen. "Ich werde handeln." Auf die Frage, ob er Northern das Geschäft entziehen wolle, sagte er: "Auf jeden Fall. Ich glaube nicht, dass der Service von Northern auch nur annähernd akzeptabel ist."

Eine Bahn-Sprecherin erklärte, dass Arriva bei Northern Rail in den vergangenen Jahren mit großen Herausforderungen konfrontiert gewesen sei, die außerhalb der direkten Kontrolle von Northern gelegen hätten. "Deshalb hat uns die Regierung gebeten, einen Geschäftsplan für einen kürzeren Vertrag auf Basis einer Direktvergabe zu erstellen. Diese Gespräche sind noch nicht abgeschlossen."

Die Bahn-Tochter Arriva hatte 2015 die Ausschreibung zum Betrieb von Northern Rail bis zum Jahr 2025 gewonnen. Das Unternehmen versprach damals unter anderem neue und modernisierte Züge sowie einen verbesserten Service.

Großbritannien hatte seinen Schienverkehr in den 1990er-Jahren privatisiert. Während für das Netz die staatliche Network Rail verantwortlich ist, wurde der Schienverkehr an verschiedene Privatunternehmen vergeben. Die Verträge laufen in der Regel rund ein Jahrzehnt. Politiker, Passagiere und Gewerkschaften machen die Privatisierung für überfüllte Züge, Zugausfälle und höhere Ticketpreise verantwortlich. Der Staat musste den Betrieb von mehreren Linien wieder übernehmen, weil private Bahngesellschaften rote Zahlen schrieben. Die schottische Regionalregierung kündigte vor kurzem an, sie werde eine Ausstiegsoption ziehen, um einen Vertrag mit der niederländischen Abellio zu beenden.

Der drohende Lizenzentzug in Nordengland wirft einen Schatten auf den für dieses Jahr geplanten Börsengang von Arriva. Früheren Angaben zufolge soll die internationale Nahverkehrstochter der Bahn im zweiten Quartal an der Börse in Amsterdam mit einem Minderheitsanteil von etwa 25 Prozent gelistet werden.