FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Europäische Zentralbank wird frühestens 2020 die Zinsen anheben, wie EZB-Chef Mario Draghi gestern bekannt gab. Die Renditen für Bundesanleihen liegen nur noch knapp im positiven Bereich.

8. März 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit den Äußerungen der EZB am gestrigen Donnerstag sind höhere Zinsen in die noch fernere Zukunft gerückt. Die Notenbanker haben ihre Wachstumsprognose für den Euroraum für 2019 von 1,7 auf 1,1 Prozent gesenkt, unveränderte Zinsen bis mindestens Ende des Jahres in Aussicht gestellt und neue mehrjährige Kredite für Banken, die sogenannten TLTRO, beschlossen.

Die Rendite für zehnjährigen Bundesanleihen fiel nach der EZB-Sitzung auf 0,05 Prozent - den niedrigsten Stand seit Oktober 2016. Laufzeiten bis inklusive neun Jahren rentieren im negativen Bereich. "Das sieht nach Krisenmodus aus, obwohl die Wirtschaft im Euroraum ganz gut wächst", kommentiert Arthur Brunner von der ICF Bank. Am Markt wird vor allem befürchtet, dass die EZB im Fall einer echten Krise nicht mehr gegensteuern kann.

"Politisch vermintes Terrain"

"Die EZB hat sich mit der Ankündigung neuer Langfristtender auf politisch vermintes Terrain begeben", kommentiert Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank, der ehemaligen HSH Nordbank. "Denn auch wenn die EZB die neuen Tender mit der schwächelnden Kreditvergabe begründet, dürfte doch klar sein, dass es hier vor allem um die Stabilität der italienischen Banken geht." Diese hätten zusammen mit spanischen Instituten das Gros der TLTRO bei der EZB aufgenommen und dürften Schwierigkeiten haben, ausreichend private Investoren zu finden.

"Die EZB schiebt den dringend notwendigen Ausstieg aus der Nullzinspolitik weiter hinaus. Mit einer Leitzinserhöhung kann in diesem Jahr nicht mehr gerechnet werden", meint Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. Und auch für das kommende Jahr sei angesichts der neuen, abgesenkten EZB-Projektionen für BIP-Wachstum und Inflation ein Zinsschritt mehr als fraglich.

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Griechenland-Anleihe deutlich überzeichnet

Sehr gut angenommen wurde in dieser Woche eine neue zehnjährige Griechenland-Anleihe (WKN A2RY3H), wie Arthur Brunner von der ICF Bank berichtet. Diese bietet bei einer Laufzeit bis März 2029 einen Kupon von 3,875 Prozent und hat eine Stückelung von 1.000 Euro. "Alte Griechenland-Anleihen wurden im Zuge dessen auch nachgefragt", stellt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank fest.

Gefragte Hybridanleihen

Im Corporate-Bereich waren Hybridanleihen von UBM Development (WKN A19W3Z) wieder einmal gesucht, wie Brunner feststellt. "Nach der EZB-Sitzung wurde es mit steigender Risikoscheu aber ruhiger um Hybridanleihen." Nachfrage meldet der Händler für eine Metro-Anleihe (WKN A14J83) und eine Wandelanleihe des Pflegeheimentwicklers SeniVita Social Estate (WKN A13SHL). "Der eigentlich schon für 2018 angekündigte Börsengang von SeniVita soll nun 2019 stattfinden."

Weiter gesucht sind Anleihen von Volkswagen Financial Services (WKN A2LQ6C) und Banco Santander (WKN A0DDXX), wie Daniel meldet. Der Kursrückgang der General Electric-Aktie in dieser Woche belastete zudem den Kurs einiger GE-Anleihen (WKN A0TSC4). "Bei unseren Bonds, die wir hier in Frankfurt betreuen, hat sich das aber kaum bemerkbar gemacht", erklärt Daniel. GE-Vorstandschef Larry Culp hatte für das aktuelle Geschäftsjahr einen negativen Cashflow angekündigt.

Neues gibt es vom Anbieter von Logistik- und Technologielösungen für globales Supply-Chain-Management R-Logitec, wie Rainer Petz von Oddo Seydler berichtet: Die im Frühjahr 2018 emittierte Anleihe mit Kupon von 8,5 Prozent und Laufzeit bis 2023 (WKN A2RW77) wurde um 100 auf 125 Millionen Euro aufgestockt.

von: Anna-Maria Borse, 8. März 2019,

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