FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - So rasant nach oben wie in der ersten Novemberhälfte wird es erstmal nicht mehr gehen, meinen Analysten. Dennoch sind Pessimisten kaum noch zu finden.

30. November 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kleine Rücksetzer ja, größere Verluste nein - die meisten Analysten strotzen mittlerweile vor Zuversicht. Nachdem die Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff Anlegern bereits einen fulminanten November beschert hat, rechnen Analysten vor allem für das kommenden Jahr mit weiteren großen Schritten nach oben.

Hintergrund sind viele gute Nachrichten: So meldete die Financial Times, dass in Großbritannien der Corona-Impfstoff von Biotech/Pfizer bereits in dieser Woche zugelassen werden soll. Auch in Deutschland laufen die Vorbereitungen für die Impfung auf Hochtouren. Selbst die neuesten Brexit-Schlagzeilen sind positiv: Laut dem britischen Außenminister Dominic Raab könnten die Brexit-Gespräche auf der Zielgeraden sein.

Der DAX steht am Montagmorgen bei 13.311 Punkten nahezu unverändert nach 13.336,85 zu Handelsschluss am Freitag. Auch der Goldpreis signalisiert sinkende Risikoscheu: Die Notierung ist das erste Mal seit vier Monaten wieder unter 1.800 US-Dollar gefallen und liegt am Montagmorgen bei 1.780 Dollar je Feinunze.

Bis zu 15.000 Punkte im neuen Jahr

Trotz der für heute erwarteten Gewinnmitnahmen ist Martin Utschneider von Donner & Reuschel optimistisch: "Die markttechnischen Indikatoren zeigen sich nach wie vor noch neutral bis freundlich", erklärt der technische Analyst. Mittelfristig bestehe berechtigte Hoffnung auf eine Normalisierung nach der Corona-Panik. Die weiterhin sehr expansive Politik der führenden globalen Notenbanken sowie die bisherigen Erwartungen an die designierte US-Regierung sorgten für gute Perspektiven an den internationalen Aktienmärkten. Die sich aktuell herausbildende kurzfristige Seitwärtsbewegung bilde den Boden für einen perspektivischen Anstieg. "Für den deutschen Leitindex bedeutet dies mögliche Notierungen bis hin zu 15.000 im nächsten Jahr."

Erst Anstieg, dann Rückschläge

Die Commerzbank geht davon aus, dass die hohe Volatilität, die dieses Jahr prägte, auch 2021 anhalten wird. "Aktien sind schon teuer, und das Anlegersentiment ist bereits sehr optimistisch", erklärt Analyst Andreas Hürkamp. Er geht davon aus, dass eine Impfstoff-Euphorie den DAX im ersten Halbjahr 2021 kurzzeitig über die Marke von 15.000 treiben wird. In der zweiten Jahreshälfte drohten aber Rückschläge, da die Aktienmärke zunehmend weniger Rückenwind von der Fiskal- und Geldpolitik bekämen. "Wir erwarten den DAX Ende 2021 bei 14.200 Indexpunkten."

Schon viele Vorschusslorbeeren

Laut Markus Reinwand von der Helaba bewegt sich die Bewertung der DAX-Aktien - anders als die der US-Aktien - noch innerhalb des langfristig fairen Bewertungsbandes. "Aber auch hier gilt: Die von den Anlegern verteilten Vorschusslorbeeren müssen in den kommenden Quartalen durch anziehende Unternehmensgewinne fundamental untermauert werden." Da Aktien schon viel Positives vorweggenommen hätten, sei künftig mit einer gemächlicheren Gangart zu rechnen.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 30. November

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise November. Der Preisrückgang scheint sich fortzusetzen: Die DekaBank rechnet mit einem Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat und minus 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dienstag, 1. Dezember

11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise November. Auch der Preisauftrieb in der Eurozone ist weiterhin sehr schwach, erklärt die Commerzbank. Die Teuerungsrate habe mit minus 0,2 Prozent zum Vorjahr nur geringfügig höher gelegen als im Vormonat (-0,3 Prozent).

Donnerstag, 3. Dezember

Nach US-Börsenschluss: Veröffentlichung der Indexentscheidungen zum turnusgemäßen Indextermin im Dezember.

Freitag, 4. Dezember

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen November. Die Beschäftigung hat in der dritten Infektionswelle wohl wieder schwächer zugelegt, meint die Commerzbank. In der Summe prognostiziert sie einen Stellenzuwachs von 350.000 nach 638.000 im Oktober. Verglichen mit Februar fehlten immer noch 10 Millionen Stellen.

von: Anna-Maria Borse

30. November 2020, © Deutsche Börse AG

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