BERLIN (Dow Jones)--Cyberattacken sind nach Ansicht des Digitalverbands Bitkom die derzeit wohl größte Bedrohung für Wirtschaft, Gesellschaft und Staat. Notwendig sei hier ein gemeinsames Vorgehen. Pro Jahr entstünden der deutschen Wirtschaft 206 Milliarden Euro Schaden durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten sowie digitale und analoge Industriespionage und Sabotage, wie der Verband erklärte. Zuvor hatte der Bericht zur Cyberkriminalität des Bundeskriminalamts (BKA) gezeigt, dass im vergangenen Jahr die Zahl der Straftaten im Bereich Cyberkriminalität erneut gestiegen ist. Besonders hoch mit einem Plus von 28 Prozent war demnach der Anstieg von Straftaten, bei denen sich die Täter im Ausland oder an einem unbekannten Aufenthaltsort befanden und mit ihren Straftaten auf Deutschland abzielten.

"Um Cyberkriminalität bekämpfen zu können, müssen wir kurzfristig Know-how und Zuständigkeiten bei den Sicherheitsbehörden stärker konzentrieren, Cyberattacken orientieren sich nicht an unseren föderalen Strukturen", forderte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.

Rund drei Viertel (72 Prozent) aller Unternehmen in Deutschland seien 2023 von Schäden durch Cyberattacken betroffen gewesen. Inzwischen entfallen davon 148 Milliarden Euro, also 72 Prozent, auf reine Cyberangriffe, 2021 lag der Anteil noch bei 59 Prozent, so der Verband. Zwar sei es positiv, dass die Behörden Ermittlungserfolge zu vermelden hätten.

"Allerdings ist den Unternehmen wenig geholfen, wenn man weiß, wer einen Cyberangriff ausgeübt hat, der Zugriff auf die Kriminellen aber fehlt, weil ausländische Behörden die Zusammenarbeit verweigern. Wir müssen unsere digitale Abwehrfähigkeit und Resilienz massiv erhöhen", forderte Wintergerst.

Es hätten 46 Prozent der betroffenen Unternehmen zuletzt Angriffe nach Russland zurückverfolgen können, 42 Prozent nach China. Dies seien Negativrekorde. Cyberangriffe seien wesentlicher Teil hybrider Kriegsführung. Ein erfolgreicher Cyberangriff legt nicht einfach Computer lahm. "Er kann einen Produktionsstillstand zur Folge haben, aber auch die Energieversorgung zusammenbrechen lassen oder Krankenhäuser und Verkehrsknotenpunkte stilllegen", so Bitkom. Notwendig sei deshalb eine enge Zusammenarbeit von inländischen Strafverfolgungsbehörden, den Nachrichtendiensten bis hin zur Bundeswehr.

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May 13, 2024 06:05 ET (10:05 GMT)