FRANKFURT (dpa-AFX) - Der scheinbar unaufhaltsame Fall der Ölpreise und schwache US-Konjunkturdaten haben am Freitag die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt beschleunigt. Hinzu kam der Anstieg der Euro , der Export in Länder außerhalb der Eurozone verteuert. Der Dax schwankte zuletzt stark und fiel bis zum frühen Nachmittag um 3,15 Prozent auf 9485,86 Punkte und weitete damit seine Vortagesverluste deutlich aus.

Der Dax fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober zurück. Bei dem deutschen Leitindex deutet sich nunmehr auf Wochensicht ein Minus von rund dreieinhalb Prozent an.

ÖL UNTER 30 US-DOLLAR

Bereits am Vormittag waren die Preise für die Sorten WTI und Brent jeweils unter die Marke von 30 US-Dollar gefallen. Unter den Anlegern weckte dies erneut Sorgen um die Weltkonjunktur.

Die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA indes sorgten für einen weiteren Anstieg des Euro, der den Dax entsprechend weiter unter Druck setzte. Die Stimmung in der Industrie des US-Bundesstaats New York trübte sich im Januar überraschend und sehr stark ein. Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten aus den USA würden die Konjunktursorgen wohl verstärken, schrieb Analystin Viola Julien von der Landesbank Helaba.

ANALYST: 'LAGE BLEIBT ANGESPANNT'

Der MDax der mittelgroßen Aktienwerte büßte 3,40 Prozent auf 18 640,33 Punkte ein. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 3,88 Prozent auf 1607,67 Punkte abwärts. Bei dem Leitindex der Eurozone, dem EuroStoxx 50 , stand ein Minus von 2,63 Prozent.

"Die Lage an den Börsen bleibt angespannt und es ist keine nachhaltige Verbesserung der Stimmung in Sicht", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Marktes. Die Tiefs aus dem vergangenen Jahr im Dax, aber auch in den US-Indizes befänden sich immer noch in Schlagdistanz.

DIALOG SEMICONDUCTOR INZWISCHEN IM MINUS

Das Gesprächsthema des Tages lieferte Dialog Semiconductor . Der Chiphersteller und Apple-Zulieferer strich im Bieterstreit um den US-Rivalen Atmel die Segel, woraufhin die Dialog-Papiere in der Spitze um mehr als 9 Prozent in die Höhe geklettert waren. Zuletzt litten sie unter dem schwachen Marktumfeld und gaben leicht nach.

Bereits am Mittwoch wurde die Nachricht, dass Atmel die Offerte von Microchip Technology als attraktiver einstuft, zeitweise mit Kursen von 30 Euro gefeiert. Börsianer und Analysten hatten sich seit Bekanntwerden der Übernahmepläne gesorgt, dass Atmel für Dialog zu teuer sein könnte.

ALLE DAX-WERTE IM MINUS

Im Dax gehörten die 2015 arg gebeutelten Versorger zu den größten Verlierern. So fielen RWE und Eon um jeweils mehr als 3 Prozent. Die beiden Unternehmen leiden unter der Energiewende in Deutschland, insbesondere unter den Sorgen um die Atomaltlasten.

Am Indexende büßten die Papiere des Salz- und Düngemittelkonzerns K+S ihre kompletten Vortagesgewinne ein und sackten um mehr als 4 Prozent ab. Auch alle anderen Dax-Werte lagen im Minus.

BRENNTAG UND SALZGITTER UNTER DRUCK

Die Papiere von Salzgitter fielen im MDax um knapp 6 Prozent. Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern rechnet nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs mit Belastungen in Millionenhöhe. Grund sind Änderungen der steuerlichen Behandlung von Dividendenerträgen bei Wertpapierleihen.

Die Anteilsscheine des Chemikalienhändlers Brenntag wurden ebenfalls gemieden und sackten um mehr als 5 Prozent ab. Analystin Sylvia Foteva von der Deutschen Bank hatte zuvor ihre Kaufempfehlung gestrichen und ihr Kursziel deutlich zurückgeschraubt. Das Wachstum in den USA bleibe ein Sorgenfaktor, schrieb die Expertin./la/zb

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---