FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Überraschung aus Fernost hat am Freitag die Laune am deutschen Aktienmarkt gehoben: Dass die japanische Notenbank zur Ankurbelung der Wirtschaft Negativzinsen einführt, trieb den Dax zeitweise wieder dicht an die Marke von 9800 Punkten. Im weiter nervösen Handel schmolzen die Gewinne bis zum Nachmittag allerdings ab und der Leitindex lag nur noch mit 0,71 Prozent im Plus bei 9707,86 Punkten. Damit büßte er im bisherigen Wochenverlauf rund 1 Prozent ein. Im Zuge seines verpatzten Jahresstarts verlor der Dax bisher 10 Prozent.

Der MDax stieg zuletzt noch um 1,26 Prozent auf 19 256,12 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax rückte um 1,50 Prozent auf 1667,80 Punkte vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann zugleich rund 1 Prozent.

Die an den Kapitalmärkten weitgehend unerwartete Einführung von Negativzinsen in Japan sowie der Beschluss, die jährliche Geldmenge weiterhin unverändert auszuweiten, trieb bereits die Märkte in Asien hoch. Die europäischen Börsen folgten. Die Bewegungen des Euro und am Ölmarkt gaben indes wechselhafte Signale.

IMMOBILIEN-UNTERNEHMEN IM ÜBERNAHMEKAMPF

Unter den Einzelwerten rückten mit Nachrichten vor allem die Immobilienaktien in den Fokus: Um knapp 3,5 Prozent legten die Anteilsscheine des größten deutschen Wohnimmobilienkonzerns Vonovia im Dax zu. Die Aktien der kleineren Konkurrentin Deutsche Wohnen stiegen im MDax um 2 Prozent. Im Abwehrkampf gegen eine feindliche Übernahmen durch Vonovia fährt die Deutsche Wohnen weitere Geschütze auf. Sie behält sich das Recht vor, ihre zwei Wandelschuldverschreibungen im Falle eines Kontrollwechsels in bar anstelle von Aktien auszuzahlen.

Erst vor wenigen Tagen hatte Vonovia - unmittelbar vor Ablauf der bisherigen Annahmefrist für die Deutsche-Wohnen-Aktionäre - die formale Mindestannahmeschwelle von 57 auf 50 Prozent gesenkt. Die Annahmefrist zur Andienung von Deutsche-Wohnen-Aktien wurde zudem um zwei Wochen verlängert.

THYSSENKRUPP: GESCHÄFTSJAHRESZIELE GEFÄHRDET

Dax-Schlusslicht waren die Thyssenkrupp-Papiere mit gut 3 Prozent Minus. Während der Hauptversammlung setzte Vorstandschef Heinrich Hiesinger ein dickes Fragezeichen hinter die ohnehin schon vorsichtige Prognose für das laufende Geschäftsjahr des Stahl- und Industriekonzerns. Bereits am Vortag hatte ein Interview im "Handelsblatt" mit vergleichbaren Aussagen des Konzernchefs die Stimmung belastet.

Am TecDax-Ende sackten die Anteilsscheine des Solartechnik-Herstellers SMA um fast 7 Prozent ab. Nachdem der Markt am Mittwoch noch begeistert auf die im vergangenen Jahr geschaffte Trendwende reagiert hatte, herrschte nun Enttäuschung über die vorgestellten Unternehmensziele für 2016.

Die Nordex-Aktien hingegen stiegen mit fast 6 Prozent Aufschlag an die Index-Spitze. Händlern zufolge sorgt ein Bericht in der spanischen Zeitung "El Confidencial" für Fantasie. Demnach erwägt Siemens angeblich den Kauf des spanischen Wettbewerbers Gamesa. Die Siemens-Aktien reagierten darauf kaum: Sie pendelten um ihren Vortagesschluss./ck/ag

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---