FRANKFURT (dpa-AFX) - Wegen neuer Sorgen um China steuert der Dax auf den schlechtesten Jahresstart seit mehr als 25 Jahren zu. Der deutsche Leitindex weitete am Montagnachmittag seine Kursverluste aus und sackte zuletzt um 4,11 Prozent auf 10 301,51 Punkte ab. Zeitweise war er sogar um bis zu viereinhalb Prozent eingebrochen. "Wachstumssorgen in China und damit Absatzsorgen für deutsche Exporteure drücken die Stimmung am ersten Handelstag nach Neujahr gleich mal in den Keller", schrieb Marktexperte Daniel Saurenz vom Analysedienst Feingold Research.

Vorausgegangen waren heftige Kursverluste in Asien, nachdem durchwachsene chinesische Industriedaten erneut Befürchtungen um die Wirtschaft geschürt hatten. Chinas Festlandbörsen fielen um 7 Prozent, bevor der Handel für den restlichen Tag ausgesetzt wurde. In der Folge wird auch die tonangebende Wall Street deutlich im Minus erwartet.

Für den Mittelwerteindex MDax ging es zuletzt um 2,61 Prozent auf 20 232,23 Zähler nach unten, und der Technologiewerte-Index TecDax büßte 2,41 Prozent auf 1786,53 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte um 2,92 Prozent ab.

AUCH POLITISCHE SPANNUNGEN BELASTEN

Die recht positiven Daten zur Industriestimmung in der Eurozone konnten den Abwärtstrend ebenso wenig stoppen wie die überraschende Abschwächung der Jahresinflationsrate in Deutschland. Zudem drückte der eskalierende Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran auf die Stimmung der Anleger. Beides sind wichtige Ölförderländer.

Manchem Investor dämmere zudem, dass bei dauerhaft niedrigen Ölpreisen und zudem Verwerfungen in den Staatshaushalten in Saudi-Arabien und anderen Ländern Vermögenswerte wie Aktien liquidiert werden könnten oder zumindest weniger Geld für neue Engagements zur Verfügung stehe, führte Marktexperte Saurenz aus.

Die ungünstige Mischung dürfte für den schlechtesten Jahresstart im Dax seit mehr als einem Vierteljahrhundert sorgen. Ansatzweise so schlecht hatte das Jahr 2000 begonnen, als der Dax an seinem ersten Handelstag bis zum Börsenschluss um 2,98 Prozent nachgab.

LUFTHANSA STEMMT SICH ETWAS GEGEN DEN TREND

Im Dax stemmten sich die Papiere der Lufthansa etwas gegen den Abwärtstrend und gaben nur um 0,34 Prozent auf 14,515 Euro nach. Die Airline hatte zuvor bekanntgegeben, dass sie 2016 mehr als 4000 neue Mitarbeiter einstellen will, vor allem bei der Billigtochter Eurowings. Einem Börsianer zufolge zeigt dies die Zuversicht der Airline.

Zu den größten Dax-Verlierern mit Abschlägen von je mehr als 4 Prozent gehörten die Autowerte, für die China ein wichtiger Markt ist. Daimler-Papiere etwa büßten 4,40 Prozent ein. Hier konnte selbst die Aussicht auf eine höhere Dividende an die Aktionäre des Stuttgarter Herstellers nicht stützen.

RWE WEITER UNTER DRUCK - GRÖSSTER DAX-VERLIERER 2015

Schlusslicht im Dax waren die Titel von RWE mit einem Kursverlust von 5,68 Prozent. Die Aktien des Essener Versorgers stehen angesichts der Energiewende in Deutschland sowie wegen der Sorgen um die atomaren Altlasten unter Druck und waren im vergangenen Jahr als schlechtester Dax-Wert um mehr als die Hälfte eingeknickt.

Technologiewerte wurden überdies durch negative Nachrichten vom Handyhersteller Samsung belastet, der mit einem schwierigen Jahr 2016 rechnet. Im TecDax knickten die Papiere von Dialog Semiconductor mit einem Minus von mehr als 5 Prozent überdurchschnittlich stark ein. Dialog liefert Chips für Smartphones./la/das

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---