MANNHEIM (dpa-AFX) - Wegen des trotz Teileinigung weiter schwelenden Handelskonflikts zwischen den USA und China lohnt laut HSBC Global Asset Management (HSBC GAM) ein Blick auf die sogenannten Grenzmärkte. Diese sogenannten Frontier Markets hinken den etablierten Schwellenländern in einigen Bereichen wie Marktliquidität zwar etwas hinterher, zählten aber zum Teil zu den Profiteuren der Streitereien zwischen den großen Volkswirtschaften, sagte der Portfoliomanager Ramzi Sidani der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Freitag anlässlich eines Fondskongresses in Mannheim.

"Im Zuge der internationalen Handelskonflikte verlagern Unternehmen ihre Produktion von China nach Länder wie Kambodscha, Philippinen oder Vietnam und sorgen dort für Arbeit", sagte Sidani. Diese Staaten bauten zudem ihre Infrastruktur aus und kurbelten so letztlich den Konsum an, der das Wachstum antreibt.

Allerdings sollten sich die Anleger auch der Risiken bewusst sein, die mit Engagements in den einzelnen Frontier Markets verbunden sind. So steht der Präsident der Philippinen, Rodgrigo Duterte, aktuell wegen seines harten Anti-Drogen-Kurses und seines Demokratieverständnisses massiv in der Kritik. Da seine Amtszeit qua Verfassung auf eine Periode beschränkt ist, dürfte diese allerdings spätestens 2022 enden.

In Afrika bietet der ägyptische Aktienmarkt dem HSBC-Experten zufolge die größten Chancen. Der Experte verwies auf das inzwischen verbesserte wirtschaftliche Umfeld: "Nachdem Inflation und Zinsen in Ägypten wieder zurückgegangen sind, haben die ausländischen Direktinvestitionen deutlich zugelegt." Auch Kenia sei interessant, da das Land unter allen Staaten südlich der Sahara die größten Fortschritte erzielt habe. In Nigeria hingegen leide die Börse unter ausbleibenden Reformen.

Generell zeichnen sich Grenzmärkte laut Sidani durch eine recht junge Bevölkerung und einen hohen Binnenkonsum aus. Diese Volkswirtschaften seien in der Regel zwar nicht so offen wie die Schwellenländer, dafür aber auch weniger anfällig gegenüber internationalen Spannungen.

Ein typischer Nachteil von Grenzmärkten ist Sidani zufolge die noch recht geringe Liquidität, die Anlagen in diese Regionen erschwert. In einer Reihe von Ländern aber bessere sich die Situation allmählich, weil die Anreize für Verbesserungen hoch seien: "Viele Frontier Marktes wollen in eine höhere Börsenliga aufsteigen und damit mehr ausländische Anlagegelder anziehen."

Börsengänge tun ihr Übriges, um die Handelsbedingungen in den Frontier Marktes zu verbessern. Das beste Beispiel ist Saudi Aramco: Nachdem der riesige Ölkonzern mit seinem Gang aufs Parkett schlagartig zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt mutiert ist, konnte sich auch Saudi-Arabien vom Grenz- zum Schwellenland wandeln./la/bek/fba