DARMSTADT (dpa-AFX) - Die Software hat in ihrer größten Sparte erneut enttäuscht und muss die Jahresziele kräftig senken. Der Konzern kann in seinem Geschäft mit Integrationssoftware weiter nicht von dem Trend zur Digitalisierung profitieren und schnitt hier im zweiten Quartal unerwartet schwach ab. Auf Jahressicht wird in der DBP getauften Digitalsparte nun ohne die zukunftsträchtigen Cloudgeschäfte und das Programm zur Vernetzung von Maschinen kein Wachstum herausspringen, sondern womöglich ein spürbarer Rückgang, wie das MDax-Unternehmen in der Nacht zum Freitag in Darmstadt mitteilte.

Die Aktie sackte auf der Handelsplattform Tradegate vorbörslich um mehr als 5 Prozent ab. Aktionäre des Softwareherstellers haben in letzter Zeit ohnehin nicht viel Freude an dem Papier, über die vergangenen zwölf Monate gesehen verlor der Kurs fast 30 Prozent.

Im zweiten Quartal ging in dem Bereich der Umsatz um 4 Prozent auf 97,5 Millionen Euro zurück. Analysten hatten im vom Unternehmen erhobenen Stimmungsbild mit einem leichten Anstieg auf gut 104 Millionen Euro gerechnet. Das Minus liege am laufenden Umbau des Vertriebs in Nordamerika, hieß es vom Konzern. "Während nicht alle von der Transformation betroffenen Bereiche im gleichen Tempo Fortschritte machen, insbesondere in Nordamerika, haben wir klare Pläne und Verantwortlichkeiten umrissen, um diese Herausforderungen anzugehen", sagte Vorstandschef Sanjay Brahmawar.

Schon im ersten Quartal hatten die Geschäfte vor allem in den USA enttäuscht. Brahmawar hatte sich da noch zuversichtlich gezeigt, dass verschobene Vertragsabschlüsse doch noch eingetütet werden könnten. Zu den Problemen im Vertrieb hatte zum Jahresstart auch die Haushaltssperre der Bundesverwaltung beigetragen - der öffentliche Sektor ist eine der großen Kundengruppen der Software AG.

Es ist nicht das erste Mal, dass die einst als Wachstumsmotor auserkorene Sparte enttäuscht und ihre eigenen Ziele deutlich verfehlt. Der Verkauf der Softwarepakete, mit denen Kunden verschiedene IT-Systeme miteinander verzahnen können sollen, hängt oft an großen Deals - verschieben sich einige oder platzen gar, reißt das gleich ein großes Loch in die Planung.

Nun rechnet der Konzern statt einem währungsbereinigten Umsatzplus von 3 bis 7 Prozent in der Sparte nur noch mit einem Erlös bestenfalls auf Vorjahresniveau. Im schlechten Fall muss die Software AG aber nach neuer Planung auch einen Rückgang um 6 Prozent in der Sparte verkraften.

Insgesamt legten die Erlöse im abgelaufenen Jahresviertel um rund 2 Prozent auf 210 Millionen Euro zu. Weil das relativ junge Geschäft mit Diensten aus der Cloud und zur Vernetzung von Maschinen stark wuchs und auch das angestammte Datenbankgeschäft wieder mehr erlöste als erwartet, traf die Software AG damit die Umsatzschätzungen von Experten auf Konzernebene. Der Konzern bestätigte seine restlichen Prognosen.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) sank um 9 Prozent auf 56,1 Millionen Euro, was im Rahmen der Erwartungen lag. Die entsprechende Marge sackte von fast 30 Prozent vor einem Jahr nun auf 26,7 Prozent ab. Unter dem Strich fiel der Gewinn um 7 Prozent auf 33,4 Millionen Euro.

Der seit vergangenen Sommer amtierende Brahmawar hat dem Konzern einen neuen Kurs verordnet. Durch einen Umbau von Strukturen und eine stärkere Verlagerung auf Mietsoftware ab 2020 will der Manager den Konzern wieder auf die Wachstumsschiene führen. Mittelfristig soll das Unternehmen bis 2023 im schwächelnden Digitalgeschäft um jährlich im Schnitt mehr als 10 Prozent wachsen, der Anteil wiederkehrender Erlöse soll hier auf 85 bis 90 Prozent des Umsatzes steigen.

Zunächst werden die Weichenstellungen aber Geld kosten. Im laufenden Jahr steckt das Unternehmen rund 50 Millionen Euro in den Umbau, rund die Hälfte davon sind zusätzliche Investitionen. Ab 2020 soll das Lizenzerlösmodell des Unternehmens auf ein Abonnentensystem umgestellt werden - Umsätze fließen dann nach und nach als Miete, nicht als Einmalbeitrag. Das soll noch einmal bis zu 2 Prozentpunkte bei der Marge kosten. Bereits 2021 will Brahmawar aber dann bei Erlösen und Marge bereits einen deutlich besseren Trend sehen./he/men/nas/fba