Metro-Chef Olaf Koch erteilte einer Zerschlagung am Freitag eine klare Absage. Die Kette mit ihren 34.000 Mitarbeitern solle unter einem neuen Eigner ihren Weg in die Zukunft fortsetzen, ein Verkauf nur der wertvollen Immobilien komme nicht in Frage, betonte er in einer Telefonkonferenz. Zugleich zeigte sich Koch optimistisch, dass die Trennung gelingen wird: Es gebe Interesse an der mit Umsatzrückgängen kämpfenden Kette. Deutsche Konkurrenten wie Edeka oder Rewe werden Insidern zufolge aber nicht zuschlagen, das Kartellamt dürfte dem einen Riegel vorschieben. Die Gewerkschaft Verdi setzt auf einen Käufer, der Real in eine sichere Zukunft mit Tarifverträgen führt.

Kochs Schritt kommt nicht überraschend, um einen Verkauf des langjährigen Sorgenkinds Real hatte es immer wieder Spekulationen gegeben. Nun macht Koch ernst: Binnen sechs bis acht Monaten solle Real einen neuen Eigentümer finden. Die Kette zeichnete zuletzt für knapp 20 Prozent des Metro-Umsatzes verantwortlich, der in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres bei 27,6 Milliarden Euro lag. Mit dem Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky bei Metro habe die Entscheidung zum Verkauf nichts zu tun, unterstrich Koch. Kretinsky hat sich ein erstes Aktienpaket gesichert und könnte bald zum größten Einzel-Aktionär bei den Düsseldorfern aufsteigen. Für den Metro-Chef, der wegen der Kursentwicklung der Metro-Aktie bei Investoren zuletzt immer stärker in der Kritik stand, könnte eine erfolgreiche Real-Veräußerung ein Befreiungsschlag werden. Er will Metro auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren - dazu hatte Koch in der Vergangenheit unter anderem schon die Kaufhof-Warenhäuser verkauft und sich von den Elektronikhändlern Media Markt und Saturn getrennt, die nun zur Holding Ceconomy gehören.

Koch warb für die Einzelhandelskette: Real verfüge in Deutschland über ein Netz aus 282 Märkten, ein rasch wachsendes Online-Geschäft und ein attraktives Immobilienportfolio von 65 Standorten. "Wir wissen, dass es Interesse für Real gibt." Metro sei bereits in der Vergangenheit auf die Kette angesprochen worden. Einen großen Teil des Real-Geschäfts hatte Metro bereits vor Jahren verkauft - 2012 gingen die Osteuropa-Aktivitäten an den französischen Wettbewerber Auchan. Auf dem Deutschland-Geschäft waren die Düsseldorfer damals sitzengeblieben.

REAL-GESCHÄFT LÄUFT SCHLEPPEND

Koch hatte in den vergangenen Jahren auch bei Real einen Umbau in Angriff genommen. In Krefeld entwickelte Real eine Modell-Markthalle, das Konzept soll auf zwei weitere Filialen erweitert werden, in weiteren 19 Standorten wurden Teile davon übernommen. Zudem wächst das Online-Geschäft der Kette. Es soll den Umsatz in diesem Geschäftsjahr um knapp 90 Prozent auf über 380 Millionen Euro steigern. Ingesamt hatte Real aber in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2017/18 ein Umsatzminus von 1,5 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro verzeichnet. Im dritten Quartal schrumpften die Erlöse dabei sogar um 7,2 Prozent.

Koch drückt bei Real die Lohnkosten, um die Kette profitabler zu machen. "Mit der Umsetzung des neuen Tarifmodells hat Real die Grundlage für wettbewerbsfähige Kostenstrukturen geschaffen", teilte der Konzern mit. Der Metro-Chef hatte in der Vergangenheit beklagt, die Lohnkosten bei Real lägen rund 30 Prozent über denen von großen Wettbewerbern. Als Konsequenz stieg Real aus dem Flächentarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi aus, neue Mitarbeiter fallen nun unter ein neues, billigeres Tarifmodell.

Verdi übte heftige Kritik an Metro: "Erst haben die Beschäftigten auf Lohn verzichtet, (,,) dann hat das Unternehmen den bis dahin gültigen Tarifvertrag geschreddert, und nun soll Real verkauft werden", kritisierte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Real müsse nun als Ganzes an ein seriöses Unternehmen verkauft werden, das verantwortungsvoll mit der Belegschaft umgehe.

ANALYSTEN SPEKULIEREN ÜBER AMAZON ALS MÖGLICHEN KÄUFER

An der Börse kamen die Pläne für einen Verkauf der Supermarktkette gut an. Metro-Aktien zählten mit einem Plus von bis zu drei Prozent zu den größten MDax-Gewinnern. Analysten begrüßten die Pläne. Die Trennung von einem Geschäft, das in der Vergangenheit enttäuscht habe, könne nicht schlecht sein, urteilten Bernstein-Analysten. Als möglichen Käufer brachten sie den Online-Riesen Amazon ins Spiel. Dieser hatte jüngst in den USA eine Supermarktkette erworben und ist in Deutschland bereits im Lebensmittel-Geschäft aktiv. Branchenkenner zeigten sich aber skeptisch, ob der US-Riese bei Real zuschlägt. Als möglicher Interessent wurde auch der vom US-Fonds Apollo unterstützte Investor Alteri gehandelt. Amazon wollte sich nicht dazu äußern - und Koch hält sich zu Namen von Interessenten bedeckt.