BAD HOMBURG (awp international) - Der Medizinkonzern Fresenius hofft nach der Zustimmung der Akorn-Aktionäre auf eine schnelle Übernahme des US-Generikaherstellers. Konzernchef Stephan Sturm zeigte sich am Dienstag während einer Analystenkonferenz anlässlich der Quartalsbilanz überzeugt, dass der Zukauf noch bis Ende des Jahres unter Dach und Fach gebracht werden könne und nicht wie ursprünglich gedacht Anfang 2018. Im zweiten Quartal hatte Fresenius erneut von der Übernahme der spanischen Krankenhauskette Quironsalud profitiert.

Im abgelaufenen Jahresviertel verbesserten sich sämtliche Sparten des Fresenius-Konzerns. Zudem bestätigten sie ihre Ziele für das Gesamtjahr. Doch die Tochter Fresenius Medical Care (FMC) trübte das Bild: Das operative Ergebnis des Dialysespezialisten blieb hinter den Erwartungen zurück.

An der Börse setzten sich gleichwohl die Aktien beider Dax -Mitglieder zeitweise an die Index-Spitze. Das Kursplus für die FMC-Aktie von mehr als einem Prozent begründeten Marktbeobachter vor allem mit den sich bessernden Aussichten im Jahresverlauf. Das Fresenius-Papier gewann zuletzt mehr als 2 Prozent.

Anders als die Dialysetochter erfüllte der Mutterkonzern Fresenius die Erwartungen an das zweite Jahresviertel weitgehend und übertraf diese beim Überschuss sogar noch etwas. Im zweiten Quartal stiegen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von rund 7,2 Milliarden Euro auf nunmehr 8,5 Milliarden Euro, wie Fresenius mitteilte.

Konzernweit legte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 14 Prozent auf knapp 1,18 Milliarden Euro zu. Währungseffekte herausgerechnet, betrug das Plus noch 13 Prozent. Der Gewinn nach Abzug von Minderheitsanteilen legte um 21 Prozent auf 459 Millionen Euro zu. Sven Kürten von der DZ Bank lobte vor allem das "solide Quartal" der Krankenhaussparte Helios und des auf Flüssigmedizin spezialisierten Geschäftsbereichs Kabi.

Helios steigert den Umsatz im zweiten Jahresviertel um mehr als die Hälfte und profitierte dabei vor allem vom grössten Zukauf der Unternehmensgeschichte. Die spanische Krankenhauskette Quironsalud steuerte fast ein Drittel zum Helios-Umsatz bei. Sie wird seit Februar dieses Jahres voll in die Konzernbilanz eingerechnet. Bereits zum ersten Quartal hatte Fresenius von sehr guten Fortschritten bei der Integration berichtet. Sturm wies vor Analysten jedoch darauf hin, dass sich die für Spanien typische Sommerflaute in der Bilanz von Quironsalud voll niederschlagen dürfte und dort mit einem schwachen dritten Quartal zu rechnen sei.

Beim Dialysespezialisten FMC wuchsen zwar die Erlöse kräftig, doch höhere Kosten etwa für den Aufbau des Versorgungsmanagements schmälerten den Zuwachs beim operativen Gewinn. FMC baut diesen Bereich, der Gesundheitsdienstleistungen rund um die Nierenwäsche anbietet, als zweites Standbein derzeit konsequent aus. Vor allem in den USA, dem wichtigsten Markt für FMC, zahlt sich das aus: Dort wuchs das Versorgungsmanagement im vergangenen Quartal um knapp ein Drittel. FMC-Chef Rice Powell zeigte sich daher zuversichtlich und sieht sein Unternehmen auf einem guten Weg, die Gesamtjahresziele zu erreichen.

Auch Fresenius hält an seinen Wachstumszielen fest, die der Vorstand unlängst mit den Zahlen zum ersten Quartal erhöht hatte. Sturm zeigte sich ebenso zuversichtlich für den geplanten Zukauf Akorn - trotz dessen zuletzt schwach verlaufenen zweiten Quartals. Es gebe offenbar einige Kapazitätsprobleme bei den Amerikanern, die Fresenius nach der Übernahme versuchen werde zu verringern, ergänzte Sturm.

Die Übernahme des Biosimilar-Geschäfts des Darmstädter Merck-Konzerns erwartet Fresenius bereits für das laufende dritte Quartal. Die Forschungsprojekte dort seien weiterhin auf einem guten Weg, sagte Sturm. Ein Zulassungsantrag für ein Nachahmermittel für den Schuppenflechte-Blockbuster Humira von Abbvie soll voraussichtlich bereits im vierten Quartal in Europa eingereicht werden, so der Fresenius-Chef./tav/she/he