Zürich (awp) - Die Credit Suisse hat im dritten Quartal doppelt so viel wie im Vorjahr verdient und die Markterwartungen übertroffen. Der Gewinnsprung ist vor allem dem Verkauf eines Geschäftsteils zu verdanken. Dagegen waren die strategisch wichtigen Geschäftsbereiche vergleichsweise schwach.

Der Verkauf der Fonds-Plattform InvestLab an die Allfunds Group spülte einen Gewinn von 327 Millionen Franken in die Kassen der Grossbank. So verdoppelte sich der Reingewinn unter dem Strich auf 881 Millionen Franken.

Beschattungsaffäre ohne Einfluss

Die Beschattungsaffäre und die damit einhergegangene negative Presse hätten derweil das Geschäft der Grossbank nicht beeinträchtigt, sagte Konzernchef Tidjane Thiam am Mittwoch an einer Medienkonferenz. Es habe keine Beschwerden von Kunden in dem Zusammenhang gegeben, betonte er.

Die Beschattung des früheren Leiters der internationalen Vermögensverwaltung, Iqbal Khan, die einen Medienwirbel losgetreten hatte, beschäftigt indes die Gemüter weiter. Ein Grossteil der Medienkonferenz befasste sich mit dem Thema, obschon sich keine wirklichen neuen Erkenntnisse ergaben. Spannend wird, ob die noch laufende Untersuchung der Staatsanwaltschaft etwas ergibt.

Für Analysten und Investoren scheint die Sache derweil abgehakt zu sein: Am Webcast für die Marktexperten wurde keine Frage zu Khan gestellt.

Weniger Netto-Neugelder in Vermögensverwaltung

Weiterer Treiber des guten Ergebnisses war neben dem Fonds-Plattform-Verkauf ausgerechnet die Handelseinheit, die mit der Restrukturierung unter Thiam deutlich verkleinert worden war. Nachdem "Global Markets" im Vorjahr noch einen Verlust erlitten hatte, stiegen die Erträge in der Division im Berichtsquartal kräftig an. Sowohl Anleihen- als auch Aktienhandel legten stark zu. Thiam betonte, wie wichtig es auch auf Gruppenebene sei, dass sich "Global Markets" gut mache.

Demgegenüber sah die strategisch zum Kerngeschäft erklärten Vermögensverwaltung nicht ganz so überragend aus. Dieser Bereich zog deutlich weniger neue Kundengelder an: Die Netto-Neugelder lagen bei 5,6 Milliarden Franken nach 9,5 Milliarden im zweiten Quartal und 10,3 Milliarden im Vorjahr. Allerdings stiegen die verwalteten Vermögen mit 1,5 Billionen auf einen Höchststand, wie es von der Bank hiess.

Zudem investiert die Credit Suisse in die Zukunft des Bereichs "Internationale Vermögensverwaltung" (ohne Schweiz und Asien-Pazifik), indem sie im laufenden Jahr neue Kundenberater einstellt. Das kostet: Im Berichtsquartal stieg der Aufwand in der Division, unter dem Strich blieben aber noch etwas mehr Ertrag und ein höherer Vorsteuergewinn übrig.

Schwächer sah es am Heimmarkt aus, der neben Asien wichtigsten Region für die Bank: Den Fonds-Plattform-Verkauf herausgerechnet, ging der Nettoertrag in der Schweiz zurück und das Ergebnis war stabil. Die Negativzinsen machen der hiesigen Einheit unter dem Divisionschef Thomas Gottstein besonders zu schaffen. Abhilfe soll die geplante Einführung von Strafzinsen für Reiche bringen. Auch sollten die höheren Freibeträge durch die SNB Erleichterung verschaffen.

Die Schweizer Universalbank operierte aber auch effizienter. Die gesparten Kosten konnten in Technologie und neue Jobs investiert werden, wie es hiess.

APAC braucht Zeit

Ganz anders die Entwicklung in Asien-Pazifik (APAC) - einer Region, in welcher CEO Thiam grosses Potential sieht und in die er strategisch grosse Hoffnungen legt. Hier brach das Ergebnis (ohne Fonds-Plattform) um 15 Prozent ein. Auch die Erträge waren rückläufig. Besonders im regionalen Investment Banking sorgten die geopolitischen Spannungen und die Konjunktursorgen für schlechte Stimmung. Unter dem Strich erlitt APAC Markets hier einen Verlust.

Es brauche einfach seine Zeit, sagte Thiam mit Blick auf die Gesamtdivision APAC. Er zog einen Vergleich mit dem früheren Sorgenkind der Gruppe, "Global Markets": Es habe anfangs viel Skepsis am Markt gegeben. Es habe 3 bis 4 Jahre gedauert, in denen die Risiken reduziert, Kosten gespart und daraufhin die Erträge gesteigert worden seien. Mittlerweile habe sich der Bereich signifikant verbessert.

Vorsichtiger Ausblick

Es bleibe abzuwarten, wie sich das vierte Quartal entwickle, hiess es dazu. Allerdings: Das Weihnachtsquartal ist für die Branche traditionell schwierig. Auch die Credit Suisse selbst rechnet für das Schlussquartal mit dem üblichen saisonalen Rückgang wegen der Feiertage. Auch für das kommende Jahr und darüber hinaus gibt sich die Bank angesichts der Unsicherheiten wegen der Handelskonflikte oder des Brexit recht vorsichtig.

Marktteilnehmer kommentierten das operative Ergebnis wohlwollend und bezeichneten es als solide. Den Rückgang des Aktienkurses erklärten sie mit Gewinnmitnahmen nach dem guten Lauf der vergangenen Wochen. Die Titel schlossen um 2,6 Prozent tiefer auf 12,38 Franken, standen damit aber im Jahresverlauf immer noch 14 Prozent im Plus. Zum Vergleich: die Aktien der Konkurrentin UBS notieren 2019 bis dato im Minus.

ys/jb