(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten, Aktienkurs)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag will 2020 nach einem durchwachsenen Jahr wieder besser werden. "Das Jahr 2020 wird für Brenntag ein Jahr der Veränderungen sein", sagte der neue Unternehmenschef Christian Kohlpaintner in einer Telefonkonferenz am Mittwoch.

Brenntag biete großes Potenzial für organisches und profitables Wachstum. In den vergangenen Jahren sei das Unternehmen nicht aus eigener Kraft gewachsen. Deshalb will Kohlpaintner, der den Chefposten von Steven Holland Anfang Januar übernommen hat, Prozesse, Abläufe und Strukturen optimieren.

"Damit werden wir eine entscheidende Voraussetzung für langfristiges organisches Wachstum schaffen." Welche Maßnahmen genau getroffen werden, konnte Kohlpaintner noch nicht sagen. "Wir sind mitten in der Analyse", erläuterte er. Brenntag plane einen Kapitalmarkttag vor der Sommerpause, an dem die Ergebnisse der Analyse und die daraus resultierenden Maßnahmen vorgestellt werden sollen.

Die Aktie legte im frühen Nachmittagshandel als MDax-Spitzenreiter um etwa 4 Prozent zu. Allerdings hat das Papier seit Anfang des Jahres deutlich an Wert verloren. Der Chemikalienhändler habe mit Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung durchwachsen abgeschnitten, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer Studie. Der frei verfügbare Barmittelzufluss aber sei stark ausgefallen. Der Ausblick entspreche den Markterwartungen. Für Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan ist der Ausblick vage mit möglichen Auswirkungen strategischer Entscheidungen unter neuer Führung.

"Gesamtwirtschaftlich sehen wir ein weiterhin anspruchsvolles Umfeld und erwarten derzeit auch keine Trendwende", erklärte der Brenntag-Chef. Erhöhte kurzfristige Unsicherheit entstehe darüber hinaus wegen der sich ausweitenden Krise um das neuartige Coronavirus. Deshalb sei es besonders schwer, eine konkrete Prognose abzugeben. Unter der Annahme, dass die Auswirkungen dieses Risikos eng begrenzt bleiben, rechnet Kohlpaintner auf Basis stabiler Wechselkurse mit einem steigenden operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).

Im vergangenen Jahr hinterließ die schwache Weltwirtschaft bei Brenntag deutliche Spuren. "Das Geschäftsjahr 2019 war durch ein schwieriges makroökonomisches Umfeld mit konjunkturellen Eintrübungen, fehlenden Impulsen und schwacher Nachfrage geprägt", sagte Finanzchef Georg Müller. Dies gelte vor allem in den beiden großen Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) sowie Nordamerika.

2019 legte zwar der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Jahresvergleich um 11,3 Prozent auf rund eine Milliarde Euro zu. Allerdings profitierte Brenntag von der erstmaligen Anwendung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 16. Bereinigt um diesen Bilanzierungseffekt liege der operative Gewinn leicht unter dem Vorjahr, hieß es.

Der Umsatz wuchs im vergangenen Jahr nur dank positiver Währungseffekte um 2,2 Prozent auf 12,82 Milliarden Euro. Ohne diese verharrten die Erlöse auf dem Niveau des Vorjahres. Der frei verfügbare Barmittelzufluss (Free Cashflow) erhöhte sich um fast 60 Prozent auf knapp 838 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 469,2 Millionen Euro - das waren 1,5 Prozent mehr als 2018. Die Dividende will der Brenntag-Vorstand um 5 Cent auf 1,25 Euro je Aktie erhöhen./mne/knd/eas