Die deutschen Oberklassehersteller Daimler und BMW wollen ihre Absatzeinbußen in China wegen des Coronavirus im weiteren Jahresverlauf ausgleichen.

Daimler-Chef Ola Källenius äußerte sich am Dienstag allerdings vorsichtiger als der BMW-Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse.

"Es ist jetzt zu früh, zu wissen, was die Gesamtauswirkung ist", sagte Källenius bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Daimler werde aber Maßnahmen ergreifen, um den Absatz anzukurbeln. Daimler erwartet im Gesamtjahr bisher leicht rückläufige Verkaufszahlen. Zipse hingegen bekräftigte: "Unser globales Absatzziel aus heutiger Sicht bleibt unverändert, nämlich ein leichtes Wachstum." Er erwarte, dass sich die Absatzdelle vom Februar in China im März abschwäche.

Beide Autobauer hatten wie andere Unternehmen nach dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie in China ihre Produktion nach den chinesischen Neujahrsferien erst verspätet wieder aufgenommen. Bei Daimler läuft die Fertigung seit dem 10. Februar wieder, bei BMW seit dem 17. Februar. Wegen des darniederliegenden Vertriebs brach zugleich der Absatz der gesamten Branche im Februar am weltweit größten Automarkt ein. "Im Februar war der Markt unten", sagte Källenius.

Beide Konzernchefs betonten, die Lieferketten seien nicht unterbrochen. Källenius sagte, Lücken hätten bisher geschlossen werden können, notfalls mit Flugtransporten. Deshalb habe es bisher auch keine Auswirkungen auf die Pkw-Produktion außerhalb Chinas gegeben. Zipse sagte, die Lieferketten seien zumindest für die nächsten drei Wochen abgesichert. "Bislang haben wir keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit unserer Werke."

Källenius schloss aus, dass die Autoindustrie wegen der Belastung durch die Corona-Krise versuchen würde, die strengeren CO2-Vorgaben für die Branche in Europa aufzuweichen. "Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen Coronavirus und CO2-Zielerreichung. Diese zwei Dinge möchte ich nicht miteinander verbinden." Mercedes-Benz sei "in Schlagweite", die Vorgaben für 2020, die einen Wert von etwas mehr als 100 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer im Schnitt der verkauften Flotte vorsehen, zu erreichen. Zipse bekräftigte, BMW werde die europäischen CO2-Grenzwerte im laufenden und im kommenden Jahr einhalten.

Der französische Autobauer PSA, zu dem die Marken Peugeot und Opel gehören, erwartet eine Wiederaufnahme seiner Produktion in der chinesischen Provinz Hubei erst am 11. März. Die Produktionsstätten in Europa seien ausreichend mit Nachschub versorgt, sagte Konzernchef Carlos Tavares.

Die Manager äußerten sich auf Telefonkonferenzen, weil entsprechende Presserunden zusammen mit dem Autosalon in Genf wegen des Coronavirus abgesagt wurden. Neue Automodelle wurden per Livestreams im Internet vorgestellt.