Weinand verlasse das Unternehmen aus familiären Gründen und wechsele in den Vorstand des französischen Wettbewerbers Sanofi, teilte Bayer am Donnerstag mit. Seinen Sitz werde er in den USA haben, wohin es ihn mit seiner Familie zurückziehe. Weinand (58) studierte in den USA und verbrachte dort auch den Großteil seiner Karriere. Sein Nachfolger soll zum 1. November Sanofi-Vorstand Stefan Oelrich werden. Der 50-Jährige verantwortet bei Sanofi derzeit das weltweite Diabetes- und Herzkreislauf-Geschäft.

Oelrich ist bei Bayer kein Unbekannter. Nach dem Abitur begann er 1989 eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten bei Bayer und arbeitete dort mehr als 20 Jahre in verschiedenen Positionen im Gesundheitsgeschäft, bevor er 2011 als Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz zu Sanofi wechselte. Bei dem französischen Pharmakonzern sitzt er seit dem vergangenen Jahr im Vorstand. Bei Bayer steht er nun vor der wichtigen Aufgabe, den dringend benötigten Nachschub an neuen Medikamenten zu stärken: Denn Mitte der 2020er laufen die Patente für die wichtigsten Kassenschlager von Bayer - der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea - ab. Umsatzausfälle drohen und neue Blockbuster sind nach Einschätzung von Experten noch nicht in Sicht.

Bayer befindet sich derzeit mitten in einer strategischen Überprüfung seiner Pharmaforschung und -entwicklung unter dem Code-Namen "Super Bowl". Einem Insider zufolge sind deutliche Veränderungen zu erwarten, möglich seien Stellenkürzungen oder die Auslagerung von Medikamententests. Mitten in diesem Umbau will Bayer nicht auf seinen Arbeitsdirektor, Vorstandsmitglied Hartmut Klusik, verzichten. Seinen Vertrag verlängerte der Bayer-Aufsichtsrat am Donnerstag - allerdings nur um ein Jahr, bis Ende 2019. Reuters hatte bereits Anfang September berichtet, dass sein Vertrag nicht um die üblichen fünf Jahre verlängert wird.

SANOFI KREIERT NEUE SPARTE

Überschattet worden war die Entscheidung über die Vertragsverlängerung von Klusik, der neben Technologie und Personal auch die Pharmaproduktion verantwortet, von den Folgen einer FDA-Rüge für die Pharmaproduktion in Leverkusen. Lieferausfälle durch daraus nötige Korrekturmaßnahmen werden das Ergebnis in diesem Jahr mit etwa 300 Millionen Euro belasten.

Weinand wird bei Sanofi im Vorstand eine neue Geschäftseinheit verantworten, in der neben dem Diabetes- und Herzkreislauf-Geschäft auch das Geschäft mit älteren Produkten gebündelt werden soll. Seinen neuen Vorgesetzten, Sanofi-Chef Olivier Brandicourt, kennt er bereits aus Bayer-Zeiten. Von 2013 bis 2015 verantwortete Brandicourt den Healthcare-Bereich der Leverkusener. Weinand kam 2014 vom japanischen Pharmakonzern Otsuka zu Bayer und gehörte als Leiter der Pharma-Sparte dem Healthcare-Management an. Anfang 2016 rückte er in den Bayer-Konzernvorstand auf.

Neben Klusik bleibt auch ein weiteres Bayer-Vorstandsmitglied an Bord: Der Bayer-Aufsichtsrat verlängerte den Vertrag von Liam Condon, der das Agrargeschäft Crop Science leitet, erwartungsgemäß um weitere fünf Jahre bis Ende 2023. Er muss sich nun vor allem um die Integration des US-Saatgutriesen Monsanto kümmern, den Bayer diesen Sommer für 63 Milliarden Dollar übernommen hatte.