LUXEMBURG (dpa-AFX) - Dem Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown winkt nach der geglückten Fusion mit TLG Immobilien der Aufstieg in die erste Börsenliga. Erst vor kurzem sicherte sich der MDax-Konzern rund 78 Prozent an dem kleineren Konkurrenten TLG. Zudem hat Aroundtown einen direkten Zugriff auf weitere rund zehn Prozent. Durch den Zusammenschluss werden die Luxemburger europaweit zum größten Anbieter von Bürohäusern. Was beim Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DIE LAGE BEI AROUNDTOWN:

Aroundtown wurde 2004 vom israelischen Geschäftsmann Yakir Gabay gegründet und 2015 an die Börse gebracht - seit März 2018 ist das Unternehmen im MDax gelistet. Mit der Übernahme des kleineren Konkurrenten TLG Immobilien, der auf eine Tochter der Treuhandgesellschaft zurückgeht, wird Aroundtown nun nicht nur zum größten Anbieter von Büroimmobilien in Europa, sondern auch zu einem Kandidaten für den Leitindex Dax. Zudem entsteht gemessen an der Bilanzsumme nach Unibail-Rodamco-Westfield und Vonovia der drittgrößte europäische Immobilienkonzern.

Mit dem Zusammenschluss wollen Aroundtown und TLG auch Einsparungen etwa in den Konzernzentralen sowie Verwaltung der Gebäuden und IT realisieren. Die Synergien sollen zu einer Steigerung des operativen Ergebnisses vor Steuern (Vorsteuer-FFO) von 110 bis 139 Millionen Euro pro Jahr innerhalb der ersten fünf Jahre nach dem Zusammenschlusses führen. Nach Steuern soll sich der operative Gewinn um 92 bis 117 Millionen Euro verbessern.

Beide Unternehmen sind auf Gewerbeimmobilien spezialisiert. Aroundtown ist allerdings auch mit knapp 39 Prozent am Wohnimmobilienunternehmen Grand City Properties beteiligt, das ebenfalls von Gabay gegründet wurde. Grand City hatte zuletzt rund 76 000 Wohnungen vor allem in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Das in der Öffentlichkeit bis dato weitgehend unbekannte Unternehmen Aroundtown aus Luxemburg geriet im Sommer mit dem Engagement als Trikotsponsor des Bundesliga-Aufsteigers Union Berlin in die Schlagzeilen.

Aroundtown will den Unternehmenschef und TLG den Finanzchef stellen. Der operative Hauptsitz soll in Berlin, also der Heimat von TLG, sein. Formeller Konzernsitz soll weiter in Luxemburg sein. Das Immobilienportfolio von Aroundtown und TLG kommt einer Präsentation zufolge auf einen Wert von mehr als 25 Milliarden Euro.

Aroundtown hat seine Gewerbeimmobilien gemessen am Marktwert überwiegend in Berlin, München und Frankfurt - dabei handelt es sich vor allem um Büros und Hotels. TLG ist ebenfalls stark in Berlin engagiert. Weitere regionale Schwerpunkte sind Dresden, Leipzig, Rostock sowie das Rhein-Main-Gebiet. Investiert hat TLG vor allem in Büros und Einzelhandelsimmobilien - so findet man dort am häufigsten Edeka, Rewe, Kaufland und Lidl.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Nach Ansicht von JPMorgan-Analyst Tim Leckie ist eine Aufnahme von Aroundtown in den Dax mit dem Deal nun weitaus wahrscheinlicher als noch vor fünf Monaten. Zudem geht er davon aus, dass Aroundtown auch 2020 wachsen will. Damit steige auch die Wahrscheinlichkeit für weitere Zukäufe.

Für Analyst Thomas Rothäusler vom Analysehaus Jefferies ist die Aktie von Aroundtown vielversprechender als die des Konkurrenten Alstria Office und somit ein "Top Pick" im Bereich für Gewerbeimmobilien, den er gegenüber Wohnimmobilien bevorzuge. Aroundtown werde von der Fusion mit TLG profitieren. Denn TLG besitze eine starke Pipeline an neuen Immobilienprojekten mit Schwerpunkt Berlin.

Der momentane Wert der im Bau befindlichen Immobilien liege bei 800 Millionen Euro und komme zu den Neubauten von Aroundtown im Wert von 1,3 Milliarden Euro hinzu. Das berge ein erhebliches Wert- und Gewinnpotenzial. Rothäusler geht davon aus, dass das Unternehmen die Hälfte der Immobilien nach der Fertigstellung verkaufen wird.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Im Januar und Februar waren die Aktien von Aroundtown von einem Rekordhoch zum nächsten geeilt. Am 19. Februar erreichten sie bei 8,88 Euro den höchsten Stand ihrer erst gut fünfjährigen Börsengeschichte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kurs seit Jahresbeginn um mehr als elf Prozent zugelegt.

Seitdem ging es aber abwärts: Die Aktien büßten bis zuletzt mehr als elf Prozent ein. Die Angst an den Börsen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Coroanvirus macht selbst vor den Papieren der deutschen Immobilienbranche nicht Halt.

Seit dem Tief im März 2016 hat sich der Kurs derweil mehr als verdoppelt. Damit bringt es Aroundtown mittlerweile auf eine Marktkapitalisierung von rund 12 Milliarden Euro./mne/kro/jha/