FRANKFURT (awp international) - Die zuletzt verdrängten Sorgen um die Corona-Pandemie und den US-Handelsstreit mit China sind am Dienstag an den deutschen Aktienmarkt zurückgekehrt. Nach zwei klaren Gewinntagen verdarb vor allem ein erneuter Teil-Lockdown in Kalifornien den Anlegern die Stimmung. Der Dax fiel zuletzt um 1,54 Prozent auf 12 602,37 Punkte.

Der MDax der mittelgrossen Börsenwerte verlor 1,60 Prozent auf 26 553,14 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx ging es um 1,6 Prozent nach unten. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial konnte am Vorabend nach einem zwischenzeitlich deutlichen Anstieg kaum noch Gewinne über die Ziellinie retten, nun steuert er aber immerhin auf einen soliden Start am Dienstag zu.

Bei den Anlegern zehrte es an dem zuvor noch spürbaren Optimismus, dass Bars, Kinos und Museen im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat Kalifornien wegen der hohen Corona-Infektionszahlen wieder schliessen müssen. Ausserdem sorgen sich die Anleger wieder mehr um die Beziehungen zwischen den USA und China, nachdem die US-Regierung weitgehende Gebietsansprüche Chinas im Südchinesischen Meer formell zurückwies.

"Umso länger dieser Stop-and-Go-Betrieb anhält, desto ungeduldiger dürften die Anleger an der Börse werden, die aufgrund gestiegener Kurse jetzt nur noch gute Nachrichten tolerieren", kommentierte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets die erneuten Massnahmen in Kalifornien. Die Investoren warteten jetzt gespannt auf die Berichtssaison, die zu einem Lackmustest für die jüngste Rally werden dürfte.

Am Dienstag eröffneten JPMorgan und die Citigroup in den USA den Zahlenreigen - trotz hoher Rückstellungen für Kreditausfälle mit robusten Ergebnissen, was sich in vorbörslich anziehenden Kursen bei den beiden US-Investmentbanken zeigte. Auch hierzulande sorgte dies im Bankensektor für Rückenwind: Deutsche Bank und Commerzbank setzten sich mit 0,6 und 2,2 Prozent ins Plus ab.

Hierzulande konnte der aktuelle ZEW-Index die Anleger derweil aber marktbreit auch nicht zum Zugreifen ermutigen. Die darin gemessenen Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Juli nach drei Anstiegen in Folge etwas stärker als von Analysten erwartet eingetrübt. "Die erste Euphoriewelle endet", erklärte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.

Besonders bergab ging es für Technologiewerte. Nachdem die zuletzt heiss gelaufenen Aktien der grossen US-Tech-Giganten am Montag in New York meist kräftig unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten, wurden nun auch hierzulande die Aktien aus dem Software-, IT- und Halbleitersektor abgestossen. Im Dax zeigte sich dies bei SAP mit einem Rücksetzer um 2,8 Prozent und Infineon mit 4,8 Prozent Minus.

Neben der Deutschen Bank gehörten im Dax hauptsächlich defensive Werte zu den wenigen Gewinnern. Moderate Aufschläge zwischen 0,1 und 0,5 Prozent gab es für die Papiere der Deutschen Telekom , des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen und des Versorgers Eon .

Ansonsten trieb ein erhöhter Jahresausblick die Anleger von Hellofresh nach schwankendem Verlauf nur zögerlich wieder in die Aktien. Mit einem frühen Anstieg glichen sie ihren Vortagesverlust von fast fünf Prozent mehr als aus, dann aber setzten Anleger ihre Gewinnmitnahmen fort. Letztlich schafften es die Papiere aber wieder mit 0,8 Prozent ins Plus.

Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer ist im zweiten Quartal dank guter Geschäfte mit der Pharmaindustrie leicht gewachsen. Das erzielte operative Ergebnis fiel dabei spürbar besser aus als von Experten gedacht. Dies und positives Analystenstimmen verhalfen dem Kurs nach zögerlichem Start mit 1,8 Prozent ins Plus.

Der Euro ist am Dienstag in Richtung 1,14 US-Dollar gestiegen. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,1366 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1329 Dollar festgesetzt.

Am deutschen Anleihemarkt fiel der Rentenindex Rex um 0,18 Prozent auf 144,97 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus 0,48 Prozent am Vortag auf minus 0,45 Prozent. Der Bund-Future stand zuletzt unverändert bei 176,03 Punkten./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---