Zürich (awp) - Investoren wagen sich am Schweizer Aktienmarkt zum Wochenstart nur vorsichtig aus der Deckung. Vor allem seine defensive Ausrichtung erweist sich für den Leitindex SMI dabei einmal mehr als ein Hemmschuh. Insgesamt sprechen Händler vor einer eher politisch geprägten Börse, bevor ab dem morgigen Dienstag dann die Berichtssaison deutlich Fahrt aufnimmt.

Bei den politischen Themen ist es das anhaltende Tauziehen um den Brexit, das einmal mehr für eine gewisse Unsicherheit sorgt. Im Tagesverlauf wird das britische Parlament möglicherweise über das zwischen Premierminister Boris Johnson und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen abstimmen. Die Entscheidung darüber will Parlamentspräsident John Bercow am späten Nachmittag im Unterhaus in London bekanntgeben. Gibt er den Weg dafür frei, könnten die Abgeordneten noch am selben Tag abstimmen. Aber auch der erdrutschartige Sieg der Grünen bei den hiesigen Wahlen dürfte dafür sorgen, dass sich Investoren entsprechend zu positionieren versuchen.

Der Swiss Market Index (SMI) steht gegen 10.50 Uhr um 0,16 Prozent höher bei 9'981,55 Punkten. Der Leitindex hat sich bislang in einer recht engen Spanne von gerade einmal 70 Punkten um die 10'000-Punkte-Marke bewegt. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) zieht um 0,37 Prozent an auf 1'531,45 Punkte. Der breite Swiss Performance Index (SPI) tritt mit +0,07 Prozent auf 12'070,64 Punkte hingegen eher auf der Stelle. Von den 30 wichtigsten Aktien gewinnen 18 hinzu, zehn verlieren und zwei sind unverändert.

Dass die Gewinne nicht grösser ausfallen, ist vor allem den drei Schwergewichten geschuldet. Roche, Novartis und Nestlé geben zwischen 0,1 und 0,8 Prozent ab. Dabei hat Roche einen wichtigen Studienerfolg mit seinem Immuntherapeutikum Tecentriq erzielt. Laut Analysten ergeben sich für den Basler Pharmakonzern daraus klare Wettbewerbsvorteile.

Mit Sonova (-1,4%) und Givaudan (-0,5%) werfen Investoren noch weitere defensive Titel aus ihren Depots.

Dagegen ziehen AMS (+3,8%) deutlich an. Der Sensorhersteller hatte am Freitagabend einen erneuten Anlauf zur Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram gestartet. Diesmal strebt AMS eine tiefere Mindestannahmeschwelle an, während der Kaufpreis gleich bleibt. Vor allem die Tatsache, dass AMS den Preis nicht erhöht habe, wird von Analysten mit Erleichterung quittiert.

Auch die Titel der beiden Grossbanken UBS und CS zeichnen sich mit Aufschlägen von jeweils mehr als 2 Prozent aus. Sie hatten sich bereits in der Vorwoche mit leichten Gewinnen von den zuletzt verstärkten Abgaben erholt. Ausserdem werden sie bei Kepler im Nachgang an die Wahlen als mögliche Profiteure von freundschaftlicheren Beziehungen zu Brüssel gesehen.

Diese möglicherweise freundlicheren Beziehungen sollten sich auch auf Exportwerte tendenziell stützend auswirken, wie es in der Studie weiter heisst. Weitere Nutzniesser einer grüneren Politik könnten darüber hinaus im Bausektor zu finden sein. Dagegen dürften Reiseanbieter oder auch Chemieunternehmen etwas unter Druck geraten.

Tatsächlich gehören bei den Blue Chips Bau- und Industrievertreter wie LafargeHolcim (+1,6%) und ABB (+1,4%) zu den grösseren Gewinnern. Ebenso ziehen exportorientierte Titel wie Swatch (+0,8%) überdurchschnittlich an. LafargeHolcim, ABB und auch die UBS stehen allesamt im Laufe der Woche mit ihrer aktuellen Berichterstattung auf der Agenda.

Im breiten Markt sind es dagegen Analystenkommentare, die bei den Aktien von SFS und Bobst für verstärkte Kursreaktionen sorgen. Während SFS (+4,1%) von einer Hochstufung durch Kepler Cheuvreux profitieren, sorgt eine Abstufung durch MainFirst bei Bobst (-2,1%) für Abgaben.

hr/tt