KIEW (dpa-AFX) - Nach mehr als zwei Jahren des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist einer neuen Umfrage zufolge nur gut ein Drittel der Ukrainer strikt gegen Verhandlungen mit dem Kreml. Mehr als 40 Prozent sind für Friedensgespräche mit Russland, wie eine repräsentative Umfrage des renommierten Rasumkow-Zentrums im Auftrag des Internetportals Dserkalo Tyschnja ergab.

Gut ein Fünftel der Befragten zeigte sich bei der Frage unentschlossen. Dabei sprachen sich vor allem Einwohner der zentralen und südlichen ukrainischen Gebiete für den Beginn offizieller Verhandlungen mit Moskau aus (49 Prozent in den zentralen, 60 Prozent in den südlichen Gebieten).

Im Osten des Landes, wo es besonders schwere Kämpfe gibt, in den Gebieten Charkiw, Dnipropetrowsk, Donezk und Luhansk war jeweils ein Drittel für oder gegen die Aufnahme von Verhandlungen oder war unentschlossen.

Mehrheit lehnt Putins Bedingungen für Frieden ab

Zugleich lehnt der überwältigende Teil der Befragten die von Russlands Präsident Wladimir Putin ins Spiel gebrachten Bedingungen für einen Frieden zwischen den beiden Nachbarstaaten ab. Mehr als 80 Prozent sind gegen die von Putin geforderten weiteren Gebietsabtretungen an Moskau. Gut 76 Prozent lehnen die Aufhebung der Russland-Sanktionen ab und knapp 60 Prozent sprechen sich auch gegen einen neutralen Status für die Ukraine aus.

Die Umfrage wurde Ende Juni vom Rasumkow-Zentrum durchgeführt. 2.027 Ukrainer im Alter über 18 Jahren wurden in allen von der Regierung in Kiew kontrollierten Teilen des Landes befragt. Die statistische Abweichung soll nicht mehr als 2,3 Prozent betragen. Zur Art der Befragung - ob telefonisch oder persönlich - wurden keine Angaben gemacht.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Moskau beteuerte mehrfach, offen für Friedensgespräche zu sein. Als Bedingung nennt Moskau jedoch die Abtretung von mehr als einem Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. Insbesondere will der Kreml die Schwarzmeer-Halbinsel Krim und die Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson übernehmen. Dabei konnte das russische Militär die Gebiete bislang nur teilweise erobern. Zudem soll Kiew auf den in der Verfassung verankerten angestrebten Nato-Beitritt verzichten./ast/DP/nas