CHISINAU (dpa-AFX) - In der Republik Moldau wird an diesem Sonntag bei einer Stichwahl über das künftige Staatsoberhaupt entschieden. In der ersten Runde der Präsidentenwahl vor zwei Wochen lag Amtsinhaber Igor Dodon überraschend hinter seiner prowestlichen Herausforderin Maia Sandu. Umfragen hatten den russlandfreundlichen Präsidenten zuvor noch in Führung gesehen.

Die frühere Sowjetrepublik ist gespalten in Befürworter einer EU-Annäherung und jene, die an engen Beziehungen zu Russland festhalten wollen. Moldau gilt als das ärmste Land Europas.

Dodon und Sandu waren bereits bei der Präsidentenwahl vor vier Jahren gegeneinander angetreten. Der 45-Jährige setzte sich bei der Stichwahl aber durch. In der ersten Runde hatte er damals noch mit 48 Prozent 10 Punkte vor Sandu gelegen. Diesmal holte er 32,6 Prozent der Stimmen, die frühere Regierungschefin Sandu 36,1 Prozent. Rund 3,2 Millionen Wahlberechtigte sind erneut zur Abstimmung aufgerufen.

Das unter anderem für Weinanbau bekannte Land Moldau liegt zwischen der Ukraine und Rumänien im politischen Spannungsfeld zwischen Russland und der EU. Es steckt seit der Unabhängigkeit 1991 in einer Dauerkrise: Das Grenzland zur Ukraine östlich des Flusses Dnester hat sich als Transnistrien faktisch abgespalten. Dort hat Russland Truppen mit UN-Mandat stationiert. Auch mit dem autonomen Gebiet Gagausien kommt es bisweilen zu Spannungen.

Vor dem Hintergrund des Ausgangs der ersten Runde hatte sich der Ton im Wahlkampf zuletzt deutlich verschärft. Dodon sprach moldauischen Medien zufolge von Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung. Wenn es Beweise für die Bestechung von Wählern gebe, werde er einzelne Ergebnisse infrage stellen, meinte er. Internationale Wahlbeobachter hatten erklärt, es gebe zwar Vorwürfe des Stimmenkaufs. Schwerwiegende Verstöße stellten sie aber nicht fest.

Dodon rief zudem seine Anhänger auf, wenn nötig am Tag nach der Wahl auf die Straße zu gehen. Am Samstag untersagte ihm ein Gericht, weiter beleidigende Aussagen über Sandu auf Broschüren zu verbreiten. Die 48-Jährige hatte Dodon mehrfach die Verbreitung von Falschaussagen über sie vorgeworfen. Sie meinte vor wenigen Tagen: "Wir brauchen einen Präsidenten, der die Menschen respektiert und für sie arbeitet."/cht/DP/he