Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Ist es möglich, dass die US-Inflation mit Riesenschritten in Richtung ihres Zielwerts von 2 Prozent marschiert und die US-Notenbank trotzdem nicht glücklich ist? Ja, das ist möglich. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise im Juni mit einer Jahresrate von nur noch 3,2 Prozent gestiegen sind. Das hätte im Juni 2020 (Inflationsrate: 0,6 Prozent) nach viel geklungen und im Juni 2022 (Inflationsrate: 9,1 Prozent) nach wenig. Im Jahr 2023 ist der Rückgang jedenfalls nicht ausreichend, um der Fed die Sorge zu nehmen, dass sich die Inflation oberhalb von 2 Prozent verfestigen könnte.

Grund ist die Kerninflationsrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise). Die dürfte zwar erstmals seit langem wieder gesunken, aber ein Rückgang auf 5,0 (Mai: 5,3) wäre nicht wirklich ein Grund zur Freude. Der grundlegende Inflationsdruck in den USA ist also viel höher, als er auf den ersten Blick angesichts negativer Basiseffekte bei Energie- und Nahrungsmittelpreisen erscheint. Der robuste Arbeitsmarkt tut ein Übriges, um verständlich zu machen, warum die Fed die Serie ihrer Zinserhöhungen im Juni unterbrochen, zugleich aber weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt hat.


   US-Erzeugerpreisinflation nur noch knapp über der Nulllinie 

Das Arbeitsministerium veröffentlicht die Verbraucherpreisdaten am Mittwoch (14.30 Uhr). Am Donnerstag (14.30 Uhr) kommen die Erzeugerpreise - es wird ein Rückgang der Teuerung auf nur noch 0,4 (1,1) Prozent erwartet - und am Freitag zur gleichen Zeit die Importpreise.

Bei der Veröffentlichung des Beige Book der Fed am Mittwoch (20.00 Uhr) dürfte neben möglichen Aufschlüssen über die Wirtschaftsaktivität in den einzelnen Fed-Distrikten auch das Preisgeschehen eine Rolle spielen.

Daneben kommen Stimmungsindikatoren aus Deutschland: Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlicht am Dienstag (11.00 Uhr) den Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland für Juli. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten einen Rückgang auf minus 10,0 (Juni: minus 8,5) Punkte. Für den Index der Lagebeurteilung werden minus 62,0 (minus 56,5) Punkte prognostiziert. Bereits am Montag (10.30 Uhr) kommt der ähnlich konstruierte Sentix-Konjunkturindex für Deutschland und den Euroraum.

Weitere Daten sind die chinesischen Verbraucherpreise für Juni (Montag, 3.30 Uhr), das britische BIP für Mai wird am Donnertag (8.00 Uhr) veröffentlicht, und am Mittwoch (16.00 Uhr) steht die Zinsentscheidung der Bank of Canada an.

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July 07, 2023 08:57 ET (12:57 GMT)