FRANKFURT (dpa-AFX) - Die rasant gestiegenen Zinsen kommen bei vielen Sparerinnen und Sparern auch fast sechs Monate nach der jüngsten Zinserhöhung im Euroraum nicht an. Gut ein Fünftel (21 Prozent) von 758 Banken und Sparkassen in Deutschland, deren Konditionen das Vergleichsportal Verivox ausgewertet hat, zahlen auf dem Tagesgeldkonto entweder gar keine (57 Institute) oder lediglich geringe Zinsen von 0,01 Prozent bis 0,25 Prozent (102 Institute).

Um die zeitweise auf Rekordhöhe gekletterte Inflation in den Griff zu bekommen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Leitzinsen nach oben geschraubt. Der Zins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt seit dem 20. September bei 4,5 Prozent. Parken Geldhäuser Einlagen bei der Notenbank, erhalten sie dafür seither 4,0 Prozent Zinsen.

An diesem Donnerstag entscheidet der EZB-Rat in Frankfurt über den weiteren Kurs. Angesichts schwächelnder Konjunktur und zurückgehender Teuerung mehren sich Forderungen, die Zinsen wieder zu senken. Allgemein wird jedoch erwartet, dass die Euro-Währungshüter die Zinsen vorerst unverändert lassen werden. Die Entscheidung wird am Nachmittag (14.15 Uhr) bekannt gegeben.

Null- und Niedrigzinsen bei vielen Volksbanken und Sparkassen

Bei den Genossenschaftsbanken hierzulande gibt es Verivox zufolge bei einem Viertel (25 Prozent) von 353 ausgewerteten Instituten aktuell Null- oder Niedrigzinsen fürs Tagesgeld. Bei den 319 betrachteten Sparkassen ist dies demnach bei 21 Prozent der Institute der Fall.

"Natürlich können regionale Kreditinstitute mit einem teuren Filialnetz nicht die höchsten Zinsen im gesamten Markt anbieten", ordnete der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, Oliver Maier, ein. "Doch dass in der aktuellen historischen Hochzinsphase bei der großen Mehrheit der Volksbanken und Sparkassen nicht einmal ein Prozent drin sind, ist aus Sicht der Sparer nur noch schwer verständlich."

Wer 10 000 Euro bei bundesweit aktiven Banken aufs Tagesgeldkonto legt, erhält dafür den Berechnungen zufolge im Schnitt aktuell 1,75 Prozent Zinsen. Sparkassen und Volksbanken zahlen durchschnittlich jeweils 0,62 Prozent.

Festgeldangebote deutlich schlechter als im Dezember

In ihren Festgeldkonditionen haben die Geldhäuser nach Beobachtung von Verivox die Aussicht auf sinkende Leitzinsen schon eingepreist: Über alle Laufzeiten seien die Durchschnittszinsen in den vergangenen drei Monaten spürbar gesunken. Bundesweit verfügbare Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit bringen demnach im Schnitt aktuell 2,91 Prozent, Anfang Dezember waren es 3,36 Prozent. Noch stärker gesunken sind die Zinsen für fünfjähriges Festgeld: von 3,17 Prozent auf aktuell 2,63 Prozent. Informationen zur Verzinsung von Sparanlagen bietet auch das Verbraucherportal "biallo.de"./ben/DP/zb