Frankfurt (Reuters) - Die Finanzmärkte gehen aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot mit ihren Erwartungen schneller Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu weit.

"Die Märkte sind da zu voreilig, das ist ziemlich klar", sagte das EZB-Ratsmitglied am Mittwoch dem Fernsehsender CNBC am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Die EZB habe in ihren Konjunkturprognosen einen Zinspfad unterstellt, der erheblich weniger Zinslockerungen vorsehe, als an der Börse derzeit in den Kursen enthalten sei. "Wenn wir einige der Restriktionen zurücknehmen sollten, die wir gegenwärtig im Einsatz haben, dann wird das ein sehr graduelles Rücknehmen sein und keine Hals-über-Kopf-Rücknahme", merkte er an.

Es gebe Erwartungen an den Finanzmärkten hinsichtlich der Schlüsselzinsen, die die Notenbank nicht bestätigen werde, sagte Knot. Die EZB benötige unter anderem definitiv noch mehr Daten zur Lohnentwicklung, sagte der Währungshüter. An der Börsen wird derzeit bereits im März oder im April mit einer ersten Zinssenkung der Euro-Notenbank gerechnet. Zum aktuellen Zinsniveau sagte Knot: "Wir sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf einem Plateau." Es sei unwahrscheinlich, dass die Sätze noch einmal hochgesetzt würden. Falls sich die Risiken, die die Inflation hochtreiben können, tatsächlich einstellten, werde eher daran gedacht, die Zinsen länger auf dem aktuellen Niveau zu belassen als sie weiter anzuheben. "Aber das könnte bedeuten, dass die erste Zinssenkung später erfolgt als gegenwärtig antizipiert wird," sagte Knot.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)