Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Der Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel ist zum Beginn der neuen Börsenwoche das dominierende Thema an der Wall Street. Der Abgabedruck auf Aktien hält sich aber in Grenzen. Zur Mittagszeit in New York liegt der Dow-Jones-Index sogar minimal im Plus bei 33.428 Punkten. Der deutlich breitere S&P-500 gibt ganz leicht nach, die Nasdaq-Indizes büßen je 0,3 Prozent ein.

An den Finanzmärkten geht die Sorge vor diversen negativen Folgen für die Konjunktur um. Sollte die Gewalteskalation länger andauern oder sich auf andere Länder ausweiten, könne dies über höhere Ölpreise die Inflation antreiben, die ohnehin schon zu hoch ist. Des Weiteren drohten Probleme mit Ressourcen, in den Lieferketten und eine Deglobalisierungsdynamik, sagt Marktteilnehmer Gregory Faranello von Amerivet. Kurzfristig führe der Krieg zu einer "Flucht in Qualität", was den Dollar steigen und die Anleiherenditen sinken lasse, ergänzt er.

Die Befürchtung von Sanktionen gegen das Ölförderland Iran, einen Unterstützer der Hamas, treibt bereits die Ölpreise kräftig um über 4 Prozent nach oben - trotz des gleichzeitig anziehenden Dollarkurses. Der Dollarindex steigt um 0,3 Prozent. Weil auch Gold als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt, verteuert sich die Feinunze um 1 Prozent bzw. 17 auf 1.850 Dollar. Marktteilnehmer sprechen hier zudem von einer Erholung von den kräftigen Abgaben der Vorwoche, als das Edelmetall auf den niedrigsten Stand seit März gefallen war. Am US-Anleihemarkt, der zuletzt übergeordnet stark unter Druck gestanden hatte angesichts der weltweit falkenhaften geldpolitischen Ausrichtung, findet am Montag wegen des "Columbus Day" kein Handel statt.


   Politische Krisen meist kurzlebig 

Weil einer Börsenweisheit zufolge politische Börsen kurze Beine haben, richten Marktteilnehmer wie Jim Reid von der Deutschen Bank den Blick bereits auf die am Freitag in den USA beginnende Quartalsberichtssaison sowie neue Daten von der Preisfront wegen ihrer mutmaßlichen Implikationen für die US-Geldpolitik. Am Mittwoch und Donnerstag stehen die US-Erzeuger- und Verbraucherpreise auf der Agenda.

Auf den am Freitag deutlich besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktbericht hatten die Börsen deswegen nicht verschreckt, sondern sogar positiv reagiert, weil sich die Auffassung durchsetzte, dass er den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank nicht beeinflussen dürfte. Dabei dürfte auch geholfen haben, dass der Anstieg der Stundenlöhne moderat ausgefallen war.


   Rüstungswerte gesucht - auch Öl- und Energiewerte steigen 

Am Aktienmarkt sind mit der Nachrichtenlage aus Israel Rüstungswerte in der Favoritenrolle. RTX, Lockheed Martin und General Dynamics gewinnen zwiswchen 4,4 und 8,1 Prozent. Öl- und Energietitel ziehen mit den steigenden Ölpreisen an. Der S&P-Subindex der Ölaktien steigt um gut 3 Prozent.

Bei den Fluglinienaktien sorgen die steigenden Ölpreise umgekehrt für deutliche Verluste. American Air Lines und Delta Air Lines geben um über 4 Prozent nach.

Royal Caribbean verlieren 4,4 Prozent. Das Unternehmen hat wegen des Krieges in Israel zwei Kreuzfahrten abgesagt, die in dieser Woche vom israelischen Hafen Haifa aus hätten starten sollen. Carnival Group (-5,1%) werden ebenfalls verkauft.

Walt Disney gewinnen 1,2 Prozent. Der aktivistische Investor Nelson Peltz, mit einer Beteiligung von mehr als 2,5 Milliarden Dollar größter Disney-Aktionär, plant einen neuen Vorstoß für Sitze im Board, nachdem der Aktienkurs stark gefallen ist, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten.

Bristol Myers Squibb geben um 0,6 Prozent nach, Mirati Therapeutics um 5,3 Prozent. Hier bewegt die Nachricht, dass Bristol Myers Squibb den Krebsmedizinspezialisten Mirati in einem Geschäft mit einem Wert von bis zu 5,8 Milliarden Dollar übernimmt. Das Übernehmen bietet dafür 58 Dollar pro Aktie und noch eine bedingte Barkomponente.

Shift Technologies knicken um 88 Prozent ein. Der Gebrauchtwagenhändler hat mitgeteilt, dass er Gläubigerschutz beantragen will. Zwei Standorte in Kalifornien seien geschlossen und der Betrieb der Webseite eingestellt worden.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut  +/- % YTD 
DJIA                33.428,45        +0,1%         20,87      +0,9% 
S&P-500              4.308,12        -0,0%         -0,38     +12,2% 
Nasdaq-Comp.        13.388,57        -0,3%        -42,77     +27,9% 
Nasdaq-100          14.935,01        -0,3%        -38,23     +36,5% 
 
US-Anleihen 
Feiertagsbedingt (Columbus Day) kein Handel 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Mo, 8:00 Uhr  Fr, 17:21   % YTD 
EUR/USD                1,0541        -0,1%        1,0555     1,0563   -1,5% 
EUR/JPY                156,81        -0,4%        157,48     157,65  +11,7% 
EUR/CHF                0,9571        -0,3%        0,9605     0,9628   -3,3% 
EUR/GBP                0,8637        -0,2%        0,8648     0,8650   -2,4% 
USD/JPY                148,77        -0,2%        149,21     149,24  +13,5% 
GBP/USD                1,2204        +0,0%        1,2200     1,2214   +0,9% 
USD/CNH (Offshore)     7,2990        -0,1%        7,2977     7,3058   +5,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             27.509,95        -1,6%     27.888,98  27.669,43  +65,7% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               86,10        82,79         +4,0%      +3,31  +10,7% 
Brent/ICE               87,87        84,58         +3,9%      +3,29   +7,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.850,27     1.833,08         +0,9%     +17,20   +1,5% 
Silber (Spot)           21,77        21,61         +0,8%      +0,17   -9,2% 
Platin (Spot)          885,48       881,10         +0,5%      +4,38  -17,1% 
Kupfer-Future            3,65         3,63         +0,6%      +0,02   -4,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 09, 2023 12:41 ET (16:41 GMT)