Frankfurt (Reuters) - Die mit Spannung erwarteten deutschen Inflationsdaten können die Nervosität an den Börsen nicht lindern.

Der Dax gab nach der Veröffentlichung der Zahlen für die Bundesländer ein halbes Prozent auf 18.576 Punkte nach. Der EuroStoxx50 verlor 0,6 Prozent auf 5003 Zähler.

Die Verbraucherpreisdaten für die gesamte Bundesrepublik werden um 14.00 Uhr (MESZ) veröffentlicht. Ein Sondereffekt infolge der Einführung des 49-Euro-Tickets könnte die Inflation in Deutschland im Mai erstmals in diesem Jahr steigen lassen. Darauf deuten die am Mittwoch veröffentlichten Daten aus den Bundesländern hin: Die Teuerungsrate lag in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen jeweils über dem April-Wert. In Baden-Württemberg und Hessen stagnierte sie, nur in Brandenburg gab sie etwas nach. "Das Deutschland-Ticket hat zu deutlich niedrigeren Preisen im öffentlichen Nahverkehr geführt", erläuterte Deutsche-Bank-Ökonom Sebastian Becker. Dieser Sondereffekt ist nun ausgelaufen, da der Preisvergleich nun nicht mehr mit den zuvor höheren Kosten erfolgt.

WARTEN AUF INFLATIONSDATEN FÜR EURO-ZONE UND USA

Am Freitag folgen die Daten für die Euro-Zone und der sogenannte PCE-Index der privaten Konsumausgaben aus den USA, der ein für die US-Notenbank Fed wichtiges Inflationsmaß bildet. Die Investoren erhoffen sich aus den Berichten Hinweise auf die weiteren Schritte der wichtigen Notenbanken. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gilt eine erste Zinssenkung bereits im Juni als wahrscheinlich. In den USA wird dagegen erst im Herbst mit einer Zinswende gerechnet. Die überraschende Aufhellung der Stimmung der deutschen Verbraucher konnte die Anleger nicht beruhigen.

Am Ölmarkt ging die jüngste Rally weiter. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils knapp ein Prozent auf 84,95 und 80,50 Dollar je Fass (159 Liter). Gestützt wurden die Preise nach wie vor von der Aussicht auf eine starke Treibstoffnachfrage in der Urlaubssaison und der Erwartung, dass das Ölkartell Opec+ bei seinem Treffen am Sonntag seine Produktionskürzungen beibehält.

DELIVERY HERO FÄLLT NACH HERABSTUFUNG

Bei den Einzelwerten geriet Delivery Hero nach einer Herabstufung unter Druck und verlor 4,5 Prozent. verloren. Analysten von Morgan Stanley hatten die Titel des Essenslieferdienstes auf "Equal-Weight" von "Overweight" gesenkt. Die meisten positiven Impulse für die Aktie lägen bereits in der Vergangenheit, erklärten sie. Problematisch sei auch die Konkurrenz in Südkorea und Saudi-Arabien.

Aus den Depots flogen auch die Aktien von Aroundtown mit einem Minus von knapp vier Prozent. Die Quartalszahlen des Immobilienkonzerns hatten die Anleger nicht überzeugt. Aroundtown schrieb zwar im ersten Quartal nach einem milliardenschweren Verlust im Vorjahr wieder schwarze Zahlen. Der Bericht entspreche allerdings im Großen und Ganzen den Erwartungen und enthalte nichts, was die Titel angesichts der allgemeinen Sektorschwäche nach oben treiben könnte, sagte Analyst Manuel Martin von der Privatbank Oddo BHF.

An der Börse in Paris beflügelte ein positiver Analystenkommentar die Aktien des französischen Autobauers Renault. Die Titel rückten um zwei Prozent auf 52,72 Euro vor und waren damit so teuer wie seit Oktober 2019 nicht mehr. Die Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs hatten sie auf "Buy" von "Neutral" hochgestuft. Hintergrund seien unter anderem die positiven Aussichten für das operative Ergebnis nach zehn Modelleinführungen im laufenden Jahr.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)