FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ging es am Montag nach oben. Der Ausgang der Bundestagswahl wurde an der Börse positiv aufgenommen. Der DAX stieg um 0,3 Prozent auf 15.574 Punkte, der Euro-Stoxx-50 um 0,2 Prozent auf 4.165 Punkte. Wie erwartet lieferten sich SPD und CDU/CSU ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das die SPD mit knappem Vorsprung für sich entscheiden konnte. Mit Erleichterung wurde zudem aufgenommen, dass ein rot-rot-grünes Bündnis nicht möglich ist. Bei einer solchen Konstellation wären höhere Steuern sowie eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte zu erwarten gewesen. Dieses "Schreckgespenst" sei nun nicht mehr möglich, hieß es.

Analysten stellen sich allerdings auf schwierige und lange Koalitionsverhandlungen ein. Von Ethenea hieß es: "Vieles spricht derzeit für eine Jamaika-Koalition. Zum einen sind die Schnittmengen zwischen Grünen und Union größer als zwischen FDP und SPD, zum anderen fehlt der SPD nach dem Aus von Rot-Rot-Grün der Verhandlungsvorteil und der FDP die Drohkulisse eines Linksbündnisses und damit die Rechtfertigung für eine Ampel-Koalition." Deutschland stehe an einem Scheidepunkt und die künftige Regierung werde die Zukunft des Landes entscheidend prägen, da sich alle Parteien die Digitalisierung und die Klimawende auf die Fahne geschrieben hätten.

Nach Einschätzung der Blackrock-Analysten werde eine künftige Dreierkoalition längerfristig Auswirkungen auf den Markt haben. Es könnte Veränderungen in der deutschen Fiskalpolitik geben, die Blicke richteten sich ebenso auf die Klima- und die Europa- sowie die Außenpolitik der neuen Bundesregierung. Nach Einschätzung der DWS dürfte die Aussicht auf Kontinuität mit gradueller Veränderung von den Märkten goutiert werden, auch wenn internationale Themen das Marktgeschehen schnell wieder dominieren dürften.


   Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung kommen 

Ob es zur Jamaika- oder Ampel-Koalition kommen wird, ändert nach Ansicht von Fondsmanager Christian von Engelbrechten von Fidelity nichts Wesentliches an den Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen. Trends wie eine expansivere Fiskalpolitik und verstärkte Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung dürften sich in jedem Fall fortsetzen. Eine Ampelkoalition könnte etwas mehr auf Stimulierung durch Ausgaben setzen, während mit Jamaika möglicherweise ein stärkerer Fokus auf die Ausgabendisziplin und geringere Staatsschulden verbunden wäre.

Fidelity-Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld sieht mit dem Bundestagswahlergebnis die Aussicht auf einen drastischen Politikwandel abgewendet. Die Grünen dürften mit großer Gewissheit der nächsten Bundesregierung angehören. Die Wähler hätten sich klar für Klimapolitik und Umweltschutz ausgesprochen.


   Vonovia bei Deutsche Wohnen am Ziel 

Vonovia (+1,8%) gehörten zu den Gewinnern im DAX. Im Handel hieß es, die Aktie habe von angeblichen Aussagen des Unternehmens profitiert, dass dieses keine Kapitalerhöhung wegen des Erwerbs von Deutsche Wohnen mehr anstrebe, da eine Mehrheit von mehr als 50 Prozent erreicht worden sei.

Das "Ja" im Berliner Volksentscheid für eine Vergesellschaftung großer Immobilien-Konzerne in der Hauptstadt belastete dagegen nicht. Zum einen habe der Volksentscheid keine rechtliche Bindung und zum zweiten fehle das Geld in der Kasse, um die Konzerne auszuzahlen.

Gesucht waren in Europa die Ölwerte. So legten Royal Dutch Shell um 4,5 Prozent zu, BP um 3,5 Prozent und Totalenergies um 3,4 Prozent. Laut Analyst Helge Andre Martinsen von DNB Markets dürfte die Ölnachfrage durch die Umstellung von Gas auf Öl im Laufe dieses Winters zusätzlich angekurbelt werden. Zudem hat Goldman Sachs die Ölpreisprognose für das Jahresende 2021 um zehn auf 90 Dollar pro Barrel erhöht.

Viele Investoren sind in dem Sektor zudem untergewichtet. "Viele Investoren, auch große Vermögensverwalter, haben in den vergangenen Quartalen auf Grund der Umschichtung in ESG-freundlichere Unternehmen die Aktien aus dem Ölsektor gemieden," so die Analysten von AJ Bell. Trotz des Trends zu erneuerbaren Energien werde Öl noch lange benötigt. Der Sektor der Ölwerte legte um 2,8 Prozent zu.

Die Aktien der Banken gehörten ebenfalls zu den Gewinnern, der Sektor-Index legte um 2,8 Prozent zu. Dabei profitieren die Geldhäuser nach Aussage aus dem Handel von einer steileren Zinskurve.

Die Klöckner-Aktie reagierte mit Aufschlägen von 7,8 Prozent auf die Anhebung der EBITDA-Prognose im laufenden Jahr. Dank hoher Stahlpreise rechnet der Händler nun mit einem EBITDA von rund 800 Millionen Euro nach bislang 650 bis 700 Millionen Euro.

Rolls-Royce legten nach einem Triebwerks-Großauftrag von Boeing und dem Verkauf der Tochter ITP Aero für 1,7 Milliarden Euro an ein Konsortium unter Führung der Beteiligungsgesellschaft Bain Capital um 11,3 Prozent zu.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          4.165,48        +6,97        +0,2%        +17,3% 
Stoxx-50               3.547,57        -2,78        -0,1%        +14,1% 
Stoxx-600                462,42        -0,87        -0,2%        +15,9% 
XETRA-DAX             15.573,88       +42,13        +0,3%        +13,5% 
FTSE-100 London        7.064,41       +12,93        +0,2%         +9,1% 
CAC-40 Paris           6.650,91       +12,45        +0,2%        +19,8% 
AEX Amsterdam            788,67        -2,78        -0,4%        +26,3% 
ATHEX-20 Athen         2.113,49        +6,09        +0,3%         +9,2% 
BEL-20 Brüssel         4.177,29       +38,37        +0,9%        +15,4% 
BUX Budapest          51.365,99       -87,72        -0,2%        +22,0% 
OMXH-25 Helsinki       5.445,06       -20,56        -0,4%        +18,7% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.488,88       +10,43        +0,7%         -9,0% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.770,98       -29,30        -1,6%        +20,9% 
PSI 20 Lissabon        5.424,16       +25,92        +0,5%        +11,3% 
IBEX-35 Madrid         9.002,90      +129,80        +1,5%        +11,5% 
FTSE-MIB Mailand      26.132,24      +163,40        +0,6%        +16,8% 
RTS Moskau             1.774,36       +26,80        +1,5%        +27,9% 
OBX Oslo               1.028,23        +3,52        +0,3%        +19,7% 
PX  Prag               1.322,40       +15,16        +1,2%        +28,8% 
OMXS-30 Stockholm      2.304,01        -9,26        -0,4%        +22,9% 
WIG-20 Warschau        2.292,47        -6,71        -0,3%        +15,6% 
ATX Wien               3.696,47       +54,89        +1,5%        +30,5% 
SMI Zürich            11.691,18      -126,02        -1,1%         +9,2% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Mo, 8:11 Uhr  Fr, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1701      -0,2%        1,1717         1,1711   -4,2% 
EUR/JPY                129,83      +0,1%        129,69         129,65   +3,0% 
EUR/CHF                1,0832      -0,0%        1,0863         1,0836   +0,2% 
EUR/GBP                0,8535      -0,5%        0,8567         0,8568   -4,4% 
USD/JPY                110,96      +0,2%        110,68         110,70   +7,4% 
GBP/USD                1,3709      +0,3%        1,3677         1,3669   +0,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,4590      -0,0%        6,4621         6,4656   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             43.336,26      +0,9%     42.962,01      42.192,76  +49,2% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               75,09      73,98         +1,5%           1,11  +56,9% 
Brent/ICE               79,36      78,09         +1,6%           1,27  +55,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.751,75   1.750,50         +0,1%          +1,25   -7,7% 
Silber (Spot)           22,65      22,44         +0,9%          +0,21  -14,2% 
Platin (Spot)          986,00     980,88         +0,5%          +5,13   -7,9% 
Kupfer-Future            4,30       4,29         +0,2%          +0,01  +21,8% 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

September 27, 2021 12:11 ET (16:11 GMT)