FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter aufwärts dürfte es in der kommenden Woche an den Aktienmärkten gehen. Nach der Entspannung um die US-Inflationsdaten am Donnerstag dürfte der Markt weiter in freundlicher Erwartung künftiger US-Zinssenkungen agieren. Die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet ab dem Starttermin Juni drei kleine Abwärtsschritte von insgesamt 75 Basispunkten im laufenden Jahr.

Die unrealistische Euphorie vom Jahresbeginn ist damit einer plausiblen Einschätzung gewichen, die nun auch den Zinsprognosen der US-Notenbank weitestgehend entspricht. Das ist positiv, denn das Potenzial für Enttäuschungen und damit auch Kursrückschläge bei Aktien verringert sich damit. Besonders die zinsempfindlichen Technologiewerte könnten somoit eine stabile Säule der Kursrally bleiben.

Zu den günstigen Zinsperspektiven gesellen sich immer häufiger gute Nachrichten von der Konjunkturfront. Unter anderem stachen in jüngster Zeit wieder diverse Einkaufsmanagerindizes (PMI) positiv hervor. Die PMIs sind weltweit auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil viele Handelssysteme direkt an ihnen hängen.

Aufwärtsrevisionen wirken daher oft kurstreibend, weil lediglich die Richtung wichtig ist, weniger das absolute NIveau oder das Ausmaß. Auffallend war, dass es selbst in Deutschland nach oben ging, was den angeschlagenen Eurozonen-PMI der Industrie mit 46,5 fast wieder auf Vormonatsniveau brachte.

Derweil deutet China an, seine Stellung als Bremsklotz der globalen Industrie aufzugeben. Der von Caixin ermittelte PMI der chinesischen Industrie stieg leicht auf 50,9 Zähler, der offizielle staatliche Index für das Dienstleistungsgewerbe etwas stärker auf 51,4 Punkte. Werte über 50 deuten auf eine Expansion der Wirtschaft. Die Augen der Börsianer in China sind nun auf den jährlichen Volkskongress gerichtet, der am 5. März startet. Von ihm werden weitere Konjunkturstimuli erhofft und Maßnahmen zur Stützung des schwer kriselnden Immobiliensektors. Diese könnten dann auch weltweit die Stimmung heben.


  Bei 17.800 im DAX könnte auch Schluss sein 

Allerdings - mit Blick auf den DAX mehren sich die warnenden Stimmen. Schließlich ist es keine zwei Wochen her, dass im DAX noch über "die 17.000er-Marke" gesprochen wurde und nun scheint der Sprung über die 18.000er Barroere bevorszustehen. Dies geht einigen Strategen viel zu schnell.

Am Derivatemarkt heißt es, der DAX sei so stark gestiegen, weil laufend verkaufte Call-Optionen eingedeckt werden mussten. Im Vorfeld des März-Verfalltermins am 15. März sei dies dringend. Die wichtigste Marke mit den höchsten Volumen dahinter sei aber die nun erreichte 17.800er und nicht die runde Tausender-Marke. Die Optionsmärkte dürften damit als Kurstreiber für den DAX nicht mehr zur Verfügung stehen.

Auch fundamental orientierte Strategen wie die des Versicherers Generali äußern sich skeptisch. Auch sie stellen positiv fest, dass endlich die Luft aus zu ambitionierten US-Zinserwartungen genommen worden sei. Entsprechend sehen sie auf "der letzten Meile" der Disinflation vor allem Anleihen als interessant an.

Die Aktienmärkte seien nur wegen des "KI-Wunders" so widerstandsfähig gegen Korrekturen gewesen. Nun sei man an einem fragilen Punkt des Zyklus angekommen. Die aktuelle Kombination aus geopolitischen Risiken, sehr bullischen Sentiments und Positionierungen sowie die sehr geringe Volatilität zeigten Anzeichen von Selbstzufriedenheit. Die Generali-Strategen bevorzugen daher eine leichte Untergewichtung in Aktien und bevorzugen Staatsanleihen.

Besonders genau dürften Anleger auf den Abgleich ihrer Erwartungen mit den Aussagen von der EZB-Sitzung am Donnerstag achten. Bei den Preisdaten stehen Erzeugerpreise aus Europa und Deutschland auf dem Kalender und Verbraucherpreise aus China. Mit Blick auf die Zinssenkungserwartungen in den USA dürfte der Wirtschaftsbericht "Beige Book" der US-Notenbank kaum neue Erkenntnisse liefern, ganz anders als der monatliche Arbeitsmarktbericht am Freitag.

Die Welle globaler Einkaufsmanagerindizes setzt sich fort mit dem Dienstleistungsgewerbe, dazu kommt aus den USA der ISM-Index. Handelsbilanzdaten kommen von den Schwergewichten USA und China. Auf Unterehmensseite wird weiter die Berichtssaison die Kurse bewegen. Aus dem DAX berichten Henkel, Bayer, Symrise, Merck und Continental.

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March 01, 2024 07:42 ET (12:42 GMT)